Rezension

Sehr düster und doch hoffnungvoll - ein tolles Buch

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Bewertet mit 4 Sternen

Irgendwann bricht jeder zusammen, Bob. Jeder kann ertrinken. Manchmal sieht man es kommen. Meistens nicht, weil der Körper und die Haut eine schützende Hülle bilden, und dann sieht das Ertrinken nicht nach Ertrinken aus. (Seite 272)

Inhalt:

Es gibt Geschichten, in denen das Mädchen seinen Prinzen findet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
So eine Geschichte ist das hier nicht.

Jenna Lords Leben verlief bisher nicht gerade wie im Märchen. Ihr Vater ist ein kontrollbesessener Neurotiker und ihre Mutter Alkoholikerin. Früher war ihr älterer Bruder ihr einziger Halt, doch jetzt ist er im Irak stationiert. Und vor einigen Jahren wäre Jenna beinah bei einem Hausbrand ums Leben gekommen.

Es gibt Geschichten, in denen das Monster das Mädchen umbringt und alle um das unschuldige Opfer trauern.
So eine Geschichte ist das hier auch nicht.

Mitch Anderson hat viele Qualitäten: Er ist ein engagierter Lehrer und Lauftrainer. Ein liebevoller Ehemann. Ein Mann mit einer ziemlichen … Anziehungskraft.

Und dann gibt es noch die Geschichten, bei denen man schwer sagen kann, wer der Prinz und wer das Monster ist, wer das Opfer und wer es verdient, bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden zu leben. 
Diese Geschichten sind die besten.
(Quelle: Buchrücken)

Meine Meinung: 
Dieses Buch ist mal wieder ein gutes Beispiel dafür, das ich momentan viel verpasse. Da musste erst die Lesechallenge auf Lovelybooks kommen, damit mir auf  fällt, das ja die neuen Herbstprogramme vor der Tür stehen. Dabei müsste ein Blick aus dem Fenster ja ausreichen. Auf jeden Fall, hat LB im Rahmen dieser Challenge, das mich auf Grund seines Covers und der kryptischen Inhaltsangabe verführt hat. Ihr hab richtig gelesen: da steht kein Wort von der Leseprobe, den erst nach der Verlosung kommt uns Dani von LB endlich eine besorgen. Das war aber nicht weiter schlimm, den ich habe meine Bewerbung nicht bereut, auch wenn ich mich von Leserunden aktuell zeitlich eher fernhalte. 

Dieses Buch beginnt, mit einer geretteten Hauptfigur, die dann seine Geschichte erzählt. Es gibt keinen Nebenstrang, niemand der neben der Geschichte stehend eine Eindrücke vermittelt. Es gibt nur Jenna und ihrer Geschichte, die sie einem Diktiergerät erzählt. Und was sie erzählt ist fern von Schuld und Unschuld, von von Moral. Es ist das Leben, das sich nicht so einfach in Schwarz und Weiß einteilen läßt. Sicher kann man sagen, Mitch hätte das nicht tun dürfen und doch hat er es getan und Jenna, damit in ein Leben geholt, das sie ohne ihn vielleicht niemals erreicht hätte. Man kann sagen, das ihr Vater und auch ihre Mutter Schuld an Jennas Unglück sind, doch Jenna ist nicht unglücklich, zumindest nicht am Ende ihrer Geschichte. Sie stark und weiß, das sie gliebt wurde. Vielleicht hätte diese Liebe nicht sein dürfen und war sie, ist sie und wird vielleicht immer sein. Auch wenn sie kein typisches Happy End hatte, so war es doch ein Happy End für Jenna.

Auf rund des Erzählstils, erfährt man immer nur das, was die Hauptprotagonistin bereit ist offen zu legen, das ganze allerdings ungeschönt sämtlicher Gefühle. Am Anfang spürt man Hass und Wut, auf ihr Leben, später relativieren sich diese Gefühle und die Traurigkeit und Hilflosigkeit eines Teenager mit schwierigem Elternhaus und schlimmer Vergangenheit tritt zum Vorschein. Also das schreit Jenna fast in jedem Kapitel aus sich heraus. Mal laut und mal leise. Während sie diese Geschichte diktiert, erkennt der Leser immer mehr Abgründe, die zu Jennas Weg bis in dieses Krankenbett geführt hat. 

Die Geschichte ist spannend ohne Frage, einfach auf Grund des Erzählstils und der Tatsache, das Jenna nicht alles erzählt. Es  gibt uch am "Ende" lose Stränge, weil sie einfach noch nicht wissen konnte, wie es weitergeht oder was sich außerhalb ihrer Gedankenwelt geschehen ist. Sie ist ein Teenager, ihre Welt drehte sich vor allem um sie und dies Welt war die meiste Zeit geprägt von menschlichen Abgründen und familären Tiefschlägen. Sie hatte soviel damit zu tun, sich selbst fest zuhalten in dieser Welt, das der Rest einfach keinen Platz hatte. Sicher die Geschichte hatte Längen, aber selbst diese machten die Geschichte nicht weniger spannend.  
Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt, wie kann der Showdown in dieser Geschichte aussehen. Doch mit diesem Ende habe ich nicht gerechnet. Dieses tragische und irgendwie romantische Ende passte aber am Ende doch in die Geschichte, den dieses Ende ermöglicht der Protagonistin in ein gestärktes Leben zu gehen. Aus der zerstörten, kleinen Person am Anfang ist innerhalb von 350 Seiten ein starke junge Frau geworden, die  bereit ist, sich ihren Platz zu erkämpfen. Die es mit Allen aufnehmen wird, die ihr dies nehmen wollen und die ihr erzählen wollen, was sie glauben und fühlen soll. Dieses Buch hatte viele Stellen, die ich zitieren könnte, doch eine Stelle hat mich besonders berührt:

Irgendwann bricht jeder zusammen, Bob. Jeder kann ertrinken. Manchmal sieht man es kommen. Meistens nicht, weil der Körper und die Haut eine schützende Hülle bilden, und dann sieht das Ertrinken nicht nach Ertrinken aus. (Seite 272)

Fazit: Dieses Buch war anders als ich erwartet habe. Ganze ohne auf Fragen wie Richtig oder Falsch einzugehen, wird ein Lebensabschnitt erzählt, der Düster und doch Hoffnungsvoll ist. Der zeigt, das auch das Falsche manchmal genau das Richtige sein kann.