Rezension

Sehr eigenwillig

Lucy Schröders gesammelte Wahrheiten
von Susann Rehlein

Bewertet mit 3 Sternen

Lucy Schröder würde die Liebe nicht erkennen, wenn man sie mit der Nase darauf stieße. Als sie sieben war, erwischte ihr Vater sie bei einer Testreihe zur Funktionsweise des Küssens und schärfte ihr daraufhin ein, sich von Liebe und Gefühlsduselei fernzuhalten. Jetzt ist sie erwachsen – und hält sich immer noch daran. Erfolgreich wehrt sie jeden Annäherungsversuch ab. Ihr Leben als Schneekugeldesignerin ist auch ohne die Gegenwart anderer Menschen interessant genug, findet sie. 
Doch eines Tages ändert sich alles. Als wäre im Himmel die Zuckerwattemaschine verrückt geworden, hüllt Zuneigung die spröde Lucy von allen Seiten ein. Sie hat nämlich eine Beratertätigkeit im maroden Kaufhaus Schönstedt angenommen, und hier arbeiten so liebevolle und freundliche Menschen, dass Lucy gar nicht anders kann, als sich zu öffnen. Die Folge ist der völlige Kontrollverlust, das war ja klar. Lucy verliebt sich. Hals über Kopf. Mit Haut und Haar. Mit Mann und Maus. Da hilft auch das Orakel des fahlen Fisches nicht mehr, das Lucy gerade für eine Schneekugel baut und das für diesen Fall vorschlägt: »Zieh dich warm an, Mädchen, es wird heiß.«

 

Ich muss sagen, ich hatte im ersten Drittel echte Probleme, in die Geschichte zu finden. Lucy ist ein sehr eigener Charakter und die Autorin hat ihr eine sehr individuelle Sprache verpasst. Mit der hatte ich so meine liebe Mühe. Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen, hätte ich es bis dahin längst zur Seite gelegt. So musste ich aber fortfahren – und es hat auch gar nicht wehgetan ;-) Ich bin langsam mit der Protagonistin warmgeworden, habe ihr gutes Herz entdeckt, mich in ein paar Schrulligkeiten oder Verhaltensweisen wiedererkannt und am Ende sehr mit ihr gefühlt.

Alles in allem eine ziemlich skurrile aber warmherzige Geschichte, die Hoffnung gibt, dass jeder Mensch irgendwo ein passendes Gegenstück findet und dass an unerwarteten Orten Zuneigung und Hoffnung wartet.

Mein Fazit: Skurrile aber nette Geschichte in einer sehr eigenwilligen Sprache, mit der ich zu Beginn große Probleme hatte.