Rezension

Sehr eindringlich erzählt

Jahresringe - Andreas Wagner

Jahresringe
von Andreas Wagner

Leonore Klimkeit flieht als junges Mädchen aus Ostpreußen und hat dabei nur ein Ziel vor Augen: den Westen. Es verschlägt sie in ein kleines Dorf zwischen Köln und Aachen, wo sie vom örtlichen Moppen-Bäcker und dessen Mutter aurgenommen wird. Obwohl sie von den Dorfbewohnern als Aussätzige behandelt wird, bleibt sie dort und übernimmt schließlich die Bäckerei und gebährt einen Sohn. Doch richtig heimisch fühlt sie sich nur im nahegelegenen Wald, wo sie unter den großen Bäumen Zuflucht findet. Doch eines Tages muss er dem Braunkohle-Tagebau weichen und das Dorf soll samt Leonore in eine Naubausiedlung umgesiedelt werden.

Andreas Wagner erzählt in "Jahresringe" aus drei verschiedenen Erzählperspektiven von drei verschiedenen Ansichten und Wahrnehmung von Heimat. Leonore, ihr Sohn Paul und dessen volljährige Kinder Sarah und Jan haben alle eine tiefe Verbundenheit zum Wald, fühlen sich zum alten Dorf hingezogen. Während Leonore erneut entwurzelt wird und versucht, für ihren Sohn und ihre Enkel eine neue Heimat aufzubauen, setzen diese sich mit dem Braunkohle-Tagebau auseinander, positionieren sich und fragen sich überdies auch, was Heimat ist.

Der Erzählton ist ruhig, das Tempo gemächlich und zwischen den Zeilen schwingt so viel mit. Es geht natürlich um die Abholzung des Hambacher Forsts, aber auch um Flucht, Vertriebensein, Tradition und das Leben im Dorf.

Ein toller Roman, dem es zuzuhören gilt.