Rezension

sehr eindrücklich

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Phoebe und April sind Schwestern, April die ältere ist schwer krank und von einem auf den anderen Tag für die kleinere verschwunden. Phoebe vermisst ihre große Schwester und schreibt ihr Briefe und berichtet von ihrem Alltag, der ohne April irgendwie unrund läuft, und ihren Gefühlen. Phoebe ist einsam, allein gelassen von ihren Eltern, die auch mit dieser Situation nicht umgehen können. Ihre Briefe spiegeln manches Mal diese Traurigkeit und Einsamkeit, dann wieder sind die Briefe voller Leben und Lebensfreude. Lilly Lindner hat ein Buch geschaffen, dass nicht kalt lassen kann.

Die Autorin nimmt sich eines schwierigen Themas an: Magersucht und bettet dieses in gekonnte poetische Zeilen ein. Und auch wenn mir manch Wortwahl nicht als gelungen erschien, ist dies eine Geschichte, die gelesen werden will. Und auch wenn es vielleicht gar nicht die Intention der Autorin war, trägt dieses Buch dazu bei, das Thema Magersucht zu enttabuisieren und einer breiten Öffentlichkeit zugängig zu machen.

Da beide Mädchen durch ihre Briefe zu Wort kommen, erhält der Leser einen „Rund-um-Blick“ auf das Geschehen, das was war, steht zwischen den Zeilen. Denn eine Krankheit wie Magersucht kommt ja nicht plötzlich und über Nacht. Dies ist auch ein Kritikpunkt, der mich das Buch über immer begleitete. Die Eltern und scheinbar auch die anderen Erwachsenen nehmen die Warnsignale nicht wahr und handeln nicht adäquat. Und das die Ärzte scheinbar keine Zwangsernährung anordneten, erscheint mir doch sehr weit hergeholt. Da wir als Leser aber nur einen kleinen Einblick (den der beiden Schwestern) erhalten, bleibt das Hintergrundhandeln unklar und kann auch nicht richtig bewertet werden.

Das Buch gleicht einer Achterbahnfahrt, hoch – runter- schnell- langsam, aber nie langweilig! Lesenswert nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Eltern.