Rezension

Sehr emotional, ich habe einige Tränen vergossen, konnte mich auf grund der Musik richtig in die Geschichte einfühlen

Mein bester letzter Sommer
von Anne Freytag

Zum Inhalt:
 
Die 17-jährige Tessa ist krank. Ein Loch in ihrem Herzen bestimmt bereits seit ihrer Geburt ihr Leben - und ihren Tod, denn dieser ist unausweichlich. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Und wir reden hier nicht von Jahren, sondern Wochen, vielleicht nur von Tagen. Tessa hat immer nur gewartet: auf den perfekten Moment, da sie dachte, sie hätte noch Zeit. Ihr Körper fällt immer mehr in sich zusammen als sie den 19-jährigen Oskar kennenlernt. Oskar kann Tessa sehen, nicht nur ihr Äußeres, er sieht bis in ihre Seele, vorbei an der Fassade. Die beiden verbindet in kürzester Zeit eine große Liebe. Mit einem wunderbaren und zugleich verrückten Plan überrascht Oskar seine Tessa - er schenkt ihr einen letzten Sommer, in dem sie einfach sie selbst sein und sich ihren Gefühlen für Oskar und dem Leben hingeben kann.
 
Über die Autorin:
 
Anne Freytag studierte International Management und arbeitete in verschiedenen Werbeagenturen, bevor sie den Sprung ins eiskalte Wasser wagte und Autorin wurde.
Neben der Erwachsenen- und Jugendliteratur schreibt Freytag auch Liebesromane und Liebeskomödien, die sie unter ihrem Pseudonym Ally Taylor veröffentlicht und die in den USA spielen.
Freytags Romane erscheinen unter anderem bei Random House im Heyne fliegt Verlag, die von Ally Taylor bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur.
 
Weitere Informationen über die Autorin unter www.annefreytag.de
 
Allgemeine Informationen:
 
"Mein bester letzter Sommer" ist im März 2016 im Heyne Verlag erschienen. Das 368 Seiten umfassende Hardcover ist zum Preis von 14,99 Euro erhältlich, die Kindle Edition zum
Preis von 11,99 Euro.
 
Meine Gedanken zum Buch:
 
Vor dem Lesen: Ich werde Taschentücher brauchen...
Nach dem Lesen: Ich habe Taschentücher gebraucht!
 
Im vergangenen Jahr habe ich einige Bücher gelesen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Da wären z.B. "Die letzten Tage der Rabbit Hayes", "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" oder Du neben mir". Eigentlich sollte man meinen, dass der Markt gerade übersättigt ist mit Büchern, in denen eine tödliche Krankheit eine zentrale Rolle spielt. Und eigentlich sollte man meinen, dass ich selbst auch genügend Bücher aus diesem Genre gelesen habe. Als ich den Klappentext zu "Mein bester letzter Sommer" gelesen habe, ist es aber um mich geschehen. Meine Neugierde hat gesiegt, das Buch wollte von mir gelesen werden, ganz laut hat es nach mir gerufen. Gesagt, getan.
 
Tessa ist gerade mal 17 Jahre jung. Da sie immer nur auf den perfekten Moment gewartet hat, hat sie in den wenigen Jahren noch gar nicht so richtig gelebt. Was sie gelebt hat, ist den Perfektionismus. Hübsche Kleider bestimmten ihr Leben - und ihre Liebe zur Musik.
 
Der 19-jährige Oskar hingegen hat bereits einiges gelebt, mehr als Tessa jedenfalls. Er hatte bereits einige Freundinnen, einen Führerschein, hat mit seinen Eltern einen Teil der Welt gesehen. Oskar und Tessa verlieben sich ineinander. Dabei rede ich nicht von einer Schwärmerei, für sie beide ist es die wahre Liebe. Sie können in die Seele des jeweils anderen sehen. Doch bei all der Liebe, gibt es doch auch Schwierigkeiten zwischen den beiden. Oskar verhält sich manchmal seltsam, er verbirgt ein Geheimnis, welches immer wieder ein wenig Distanz zwischen Tessa und Oskar bringt. Auch Tessa hütet ein Geheimnis. Sie liebt Oskar, möchte aber trotzdem eine gewisse Distanz wahren, sie hat Angst so wirklich gesehen zu werden.
 
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist dass Tessa wirklich sehr oft sehr eifersüchtig ist und dann total überzogen reagiert. Sie weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat und ihre gemeinsame Zeit mit Oskar nur knapp bemessen ist. Statt die Zeit ausschließlich zu genießen und so viel wie möglich noch vom Leben aufzunehmen, ist sie immer wieder eifersüchtig. Unter den gegebenen Umständen kann ich diese große Eifersucht nur bedingt nachvollziehen und hätte Tessa an einigen Stellen sehr gerne ins Gewissen geredet.
 
Besonders gut gefallen hat mir, dass Anne Freytag immer wieder das Sinnesorgan "Ohr" des Lesers anspricht. In den verschiedensten Situationen hören Tessa und Oskar Musik. Die passenden Titel dazu werden immer genannt. So isst z.B. Tessa zu Beginn der Geschichte eine Suppe, die ein weiches, cremiges Gefühl auf ihrer Zunge hinterlässt. Um dieses Gefühl noch besser umschreiben zu können und den Leser auch wirklich intensiv an diesem Gefühl teilhaben zu lassen, begleitet Chopins "Nocturne" den Genuss der Suppe.
 
An einer anderen Stelle hat Tessa mit Oskar Nachrichten ausgetauscht. Sie befinden sich in der Phase des Kennenlernens. Tessa ist glücklich und lässt sich von "Piano Sonata Nr. 14" von Beethoven berieseln. Sie hat dieses Stück immer geliebt und hat in dem Moment das Gefühl, selbst dieses Stück zu sein.
 
Da ich selbst gerne mit allen Sinnen genieße, habe ich an den Stellen, wo Musikstücke in die Geschichte gebracht werden, eine Lesepause eingelegt, um mir  genau jene Stücke anzuhören. Ich konnte mich in diesen Augenblicken noch viel mehr auf die Geschichte einlassen, habe sie regelrecht fühlen können und dabei vor lauter Emotionen einige Tränen vergossen.
 
Wenn ihr genauso wie ich, die komplette Bandbreite an Emotionen erleben wollt, dann könnt ihr "hier" in die Playlist hören. Schade finde ich allerdings, dass sie nicht ganz vollständig ist. Sie scheint nur die Songs zu beinhalten, die Tessa und Oskar gemeinsam angehört haben, die Stellen mit Chopin und Beethoven wurde auf der Liste nicht erwähnt :(
 
Die Geschichte um Tessa und Oskar hat mich sehr berührt und ich kann sie jedem empfehlen, der solch emotionale Geschichten liebt - vor allem in Kombination mit den Songs dazu.
 
Da mir Tessa an einigen Stellen zu überzogen reagiert hat und die Playlist leider nicht ganz vollständig ist, vergebe ich nicht die kompletten 5, sondern 4 Sterne.