Rezension

Sehr emotional und aufwühlend

Das Einzige, was jetzt noch zählt - Agnès Ledig

Das Einzige, was jetzt noch zählt
von Agnès Ledig

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Als der junge, engagierte Feuerwehrmann Roméo nach einem Sturz aus dem achten Stock eines
brennenden Hauses auf der Intensivstation aufwacht, begreift er rasch: Der Weg zurück ins Leben
wird sehr lang sein. Zum Glück kümmert sich Juliette um ihn. Wann immer er die Hoffnung verliert,
macht die Krankenschwester ihm mit einem aufmunternden Lächeln Mut. So bleibt es nicht aus, dass er langsam mehr für sie empfindet.

Doch hinter ihrem Lächeln verbirgt Juliette ihren eigenen Kummer. Seit vielen Jahren versucht sie,
schwanger zu werden - ohne Erfolg. Und das ist noch ihr kleinstes Problem: Laurent, ihr Lebensgefährte, verliert zunehmend die Beherrschung. Die Auswirkungen bekommt schließlich auch Roméo zu spüren.

 

Meinung:

Manchmal hält das Leben einem einige Prüfungen bereit, an denen wir wachsen sollen und müssen. Aber ob wir immer den Mut für diese Aufgaben haben? Als der Feuerwehrmann Roméo bei einem Einsatz schwer verletzt wird, ist die Krankenschwester Juliette sein einziger Lichtblick, um an seinem Schicksal nicht zu verzweifeln und die Kraft zu finden, zu genesen. Schließlich ist da noch Roméos kleine Schwester Vanessa, für die er die Vormundschaft hat und die auf ihn angewiesen ist. Auch Juliette setzt sich sehr für Roméo und Vanessa ein, fühlt sich diesen sehr verbunden und verstrickt sich emotional tief in deren Leben. Aber Juliettes Leben ist nicht leicht. Sie hegt einen sehnlichen Kinderwunsch und ist in einer gefühllosen, erniedrigenden Beziehung gefangen, aus der sie einfach keinen Ausweg sieht, so sehr hat ihr Partner sie unter Kontrolle. Ob Juliette die Kraft aufbringen wird, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen?

Agnès Ledig hat ihre Charaktere sehr emotional aufgearbeitet. Als Leser leidet man enorm mit Roméo und Juliette. Außerdem fragt man sich beim Lesen natürlich, warum Juliette sich so von ihrem Freund behandeln lässt. Die Autorin versucht, Juliettes Verhalten dem Leser verständlich zu machen, was ihr weitestgehend gelungen ist. Es ist schon sehr aufwühlend, wenn man sieht, wie sehr solche Menschen wie Juliette sind klein halten lassen und wie schwierig es für Betroffene ist, sich aus diesen Situationen zu befreien. Die Figuren über weite Strecken gut ausgearbeitet und können in den Ihnen vorgesehenen Rollen überzeugen, auch wenn es vereinzelt noch etwas ausbaufähig ist. Den Leseflow trübt das aber nicht sehr ein.

Auch wenn die beiden sehr berühmte Namen haben und die Geschichte in Grundzügen an das berühmte Drama erinnern, so ist diese Geschichte doch Eigenständig und hat mit Shakespeares Werk wenig gemeinsam. Das Buch hat ein schweres Thema, das für mich nicht immer leicht zu verkraften war. Und so musste ich, trotz der schönen Worte die die Autorin hier findet, das Buch öfters kurz pausieren, um die Geschichte sacken zu lassen. Doch ich habe bis zum Ende hin durchgehalten, und auch wenn sich anfangs das Ende als etwas zu schnell abgehandelt anfühlte, so hat der erste Eindruck mich doch getäuscht und die Autor löst alle offenen Enden der Geschichte angemessen auf.

Erzählt wird der Roman in der Ich-Perspektive, wobei die Sichtweise sich zwischen Juliette und Roméo abwechselt. Aufgelockert wird die Erzählweise durch Tagebucheinträge von Vanessa, bzw. kurze Einblicke in das Leben von Malou, Juliettes Großmutter. Die Kapitel sind zumeist sehr kurz, was für einen sehr flüssigen Lesefluss sorgt. Kleine Längen haben sich zwar vereinzelt eingeschlichen, fallen aber insgesamt nicht so ins Gewicht, da der eindringliche Schreibstil, den Lisa-Marie Rust übersetzt hat, diese weitestgehend überspielen kann.

 

Fazit:

Das Einzige, was jetzt noch zählt ist ein sehr bewegendes, teils schockierendes Buch, dass mich sehr beschäftigt hat. Zwar hätte das Thema noch intensiver erörtert werden können, Agnès Ledig hat aber eine durchaus unterhaltsame, berührende Variante gefunden.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

Vielen Dank an den DTV Verlag für das Rezensionsexemplar.