Rezension

Sehr empfehlenswert

Der rote Seidenschal -

Der rote Seidenschal
von Federica de Cesco

Bewertet mit 5 Sternen

„...“Ann, halt dich gerade!“ „Ja, Tante Adele.“ „Leg die Beine nicht übereinander!“ „Ja, Tante Adele.“...“

 

Mit diesen Worten beginnt ein spannender Roman. Ann ist seit ihrem 11ten Lebensjahr Waise und bei ihrer Tante Adele in Arizona aufgewachsen. Nun sind sie zu einer alten Dame unterwegs, die Tante Adeles Hilfe braucht. Glücklicherweise sitzt im Abteil eine weitere Frau, die Ann ihre Zeitschriften leiht, sehr zum Unmut von Tante Adele. Als diese Frau in Mesilla aussteigt, lässt sie ihren roten Seidenschal unter dem Platz liegen. Ann findet ihn und steigt aus dem Zug, um ihn ihr zu bringen.. Damit beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Die Autorin hat eine spannende Geschichte geschrieben. Es ist eine vorsichtige Neubearbeitung ihres Erstlingswerks. Informationen zu diesem Prozess gibt es im Nachwort.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Natürlich hat Ann den Zug verpasst. Der nächste fährt erst in drei Wochen. Was nun? Sie will ihre Freiheit genießen, sieht aber noch nicht die Gefahren. Da reitet ihr der Halbindianer Chee über den Weg, gerade als sie in einer kritischen Situation ist. Er will zu seiner Mutter, die zum Stamm der Apachen gehört. Ann überredet ihn, sie mitzunehmen.

Sehr bildhaft beschreibt Chee die Landschaft in den Jahreszeiten, als sich Ann zur Hitze äußert.

 

„...Der Winter ist sogar rau. Es schneit, es hagelt, eisiger Wind schneidet in die Haut wie mit Messern. Auf den Felsen liegt hoher Schnee...“

 

Was Ann so auf der Reise erlebt, soll nicht Inhalt dieser Rezension sein. Die Abenteuer sorgen für den hohen Spannungsbogen. Es sind aber die vielen Gespräche und die Emotionen der Protagonisten, die das Buch auszeichnen. So erklärt Chee Ann:

 

„...Wir sind hier in einer sehr unsicheren Gegend. In diesem Land ist jeder jedem verdächtig. Vorsichtig ist geboten bei jedem Wort, bei jeder Bewegung...“

 

Man kann es auch anders ausdrücken: Zuerst wird geschossen und dann gefragt, falls das noch möglich ist. Auch in der Tierwelt lauern Gefahren.

Chee ist der Sohn eines Amerikaners und einer Indianerin. Er lebt im Prinzip zwischen den Völkern. Das macht es für ihn nicht einfach. Gerade, wenn es mal wieder Kämpfe gibt, muss er sich entscheiden.

Ann erweist sich als zäh, mutig und entscheidungsfreudig. Doch es ist eine Freiheit auf Zeit. Ihr Zusammensein mit Chee hat keine Zukunft. Das wissen beide.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Neben der fesselnden Handlung macht die Autorin auch deutlich, dass Kriege nie die Lösung für das Zusammenleben von Völkern sind. Es sind nur wenige Gedanken dazu, die aber besonders eindringlich.