Rezension

Sehr empfehlenswert!

Befreit - Tara Westover

Befreit
von Tara Westover

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch „Befreit“ von Tara Westover hat mich nicht befreit, sondern gefesselt! Ich muss zugeben, dass ich ein paar Seiten brauchte, um mich an die Umgebung, in der Tara wohnt, an ihre Familie und ihre Erzählweise zu gewöhnen. Aber dann schwankten meine Emotionen zwischen Erstaunen, Fassungslosigkeit und Mitleid. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht!

Tara Westover erzählt die Geschichte ihrer Kindheit, ihres Lebens. Sie wuchs in Idaho am Fuße eines Berges, abgeschottet von der normalen Zivilisation auf. Taras Vater und ihre Mutter sind streng gläubig und glauben, dass die Regierung ihnen nur eine Meinung einimpfen möchte, sie für Regierungszwecke manipulieren möchte und beherrschen möchte. Die Familie glaubt deshalb daran, dass es äußerst wichtig ist, sich vor allen andersgläubigen Menschen zu schützen. Sie müssen autark sein um jegliche Angriffe der Regierung oder sogar den Weltuntergang zu überleben. Deshalb werden Vorräte und Waffen gehortet. Die Kinder gehen nicht in die Schule, damit sie vor der dortigen Gehirnwäsche geschützt werden. Mit wenig Bildung tragen sie schon früh dazu bei im Familienbetrieb zu helfen. Der Vater betreibt einen Schrottplatz, auf dem er nach seinen eigenen Regeln ohne Sinn und Verstand aber dafür mit viel Aggression regiert. Die Mutter ist selbsternannte Hebamme und mischt Kräuter gegen etliche Krankheiten. Denn einen Arzt sucht die Familie auch nicht auf. Durch Medikamente, so glauben sie, wird ihnen der Teufel höchstpersönlich eingeimpft.

Als Leser merkt man schnell, dass Tara in diese Welt nicht hineingehört. Sie ist der Brutalität ihrer Brüder und ihres Vaters ausgesetzt und fühlt sich in den Zwängen der Religion nicht wohl. Es dauert lange bis sie sich losreißen kann und es gibt immer wieder Rückwürfe in ihrer Entwicklung. Familie kann man eben nicht so schnell hinter sich lassen. Ihre Erlebnisse sind teilweise so schockierend, dass ich beim Lesen auf erschrocken eine Pause einlegen musste. Sie bewundert ihren großen Bruder Tyler, der sich schon immer für Wissenschaft und Musik interessiert hat. Ihr gelingt es, mit 16 das erste Mal Zugang zum amerikanischen Bildungssystem zu bekommen. Mit viel Aufwand, Disziplin und Selbstzweifel lässt sie sich aber nicht von ihrem Ziel abbringen.

Ich kann diese Geschichte allen neugierigen Lesern empfehlen. Sie regt dazu an, über sich selbst und seine Familie nachzudenken. Und dankbar zu sein, dafür dass man behütet aufwächst und sich eine eigene Meinung bilden kann.