Sehr empfehlenswert! Toll geschrieben, mit viel Gefühl und Humor!
Der Autor Kester Schlenz ist Journalist und hat bereits einige Bücher geschrieben. In diesem Buch thematisiert er nun das Älterwerden und dies im Speziellen bei seiner Mutter Traute Schlenz, Jahrgang 1934. Die Mutter des Autors Traute Schlenz ist ein rüstiges und fideles Original gewesen. Schon seit einigen Jahren Witwe meisterte sie ihren Haushalt und ihr Leben noch komplett ohne Hilfe, auch wenn sie natürlich schon Hilfsmittel wie einen Rollator in Anspruch nahm. Ihre Kinder, 1 Tochter und 2 Söhne und deren Familie hielten nicht einen ganz so engen Kontakt zueinander, dennoch war man sich natürlich zugetan und telefonierte regelmäßig. An Trautes 80. Geburtstag, an dem sich dann die ganze Familie wieder einmal traf, war alles noch in bester Ordnung mit der Mutter. Doch bei einem späteren Anruf erfährt der Autor, daß es der Mutter zusehends schlechter geht. Sie fällt öfters hin, der Rücken macht große Probleme und aufgrund einer Augenerkankung wird auch das Einkaufen und Führen des Haushaltes immer schwieriger für sie. Die Beschwerden häufen sich. Die Geschwister sind in Sorge, denn Mutti baut immer mehr ab. Es wird dramatischer und auch Traute Schlenz, die sonst stets berüchtig für ihre derben Sprüche ist, wird wortkarger, verwirrter und eigentlich "immer weniger". Für Kester Schlenz und seine Geschwister bricht eine neue Zeit an, sie müssen damit umgehen, daß die Mutter Hilfe benötigt und ihr Zustand sich stetig verschlechtert. Es muß Hilfe organisiert werden, das eigene Leben gerät auch durcheinander. Doch dann kommt noch viel mehr auf Traute und die Geschwister zu als sie sich anfangs vielleicht vorgestellt haben...
Das Buch hat mir wirklich ganz ausgezeichnet gefallen. Das Thema interessierte mich brennend, da meine eigenen Eltern auch schon seit längerer Zeit immer hilfsbedürftiger sind und die Beschwerden des Alters immer drastischer zunehmen. Selbst wird man wahrscheinlich auch irgendwann in diese Situation kommen. Es ist eben ein Thema, das uns alle betrifft, ob nun selbst oder als pflegender Angehöriger.
Das Buch von Kester Schlenz ist einfach klasse geschrieben, der Schreibstil reisst einen sofort mit. Dies liegt an seiner ehrlichen Art, wie er alles beschreibt, was er selbst erlebt hat. Unumwunden lässt uns der Autor an seinen Gefühlen und Gedanken teilhaben. Die Beschreibung seiner Mutter Traute Schlenz und ihrer Art ist zudem einfach köstlich. Diese Frau ist einfach ein Original, das ich sehr sympathisch fand. Umso schmerzlicher zu erleben, wie es ihr schlechter geht, umso bereichernder zu lesen, wie sich das Blatt jedoch wenden kann. Der Autor lässt dabei in diesem Buch nichts aus und daher wirkt der Roman auch so herzerfrischend, warmherzig und lebensnah. Gelungen wechselt der Autor Kapitel mit heiteren Erlebnissen mit Kapiteln der ernsten Töne ab. Eine ausgewogene Mischung, die uns Lesern die Bürde von Alter und Krankheit aufzeigt, die uns aber auch viel Hoffnung mit auf den Weg gibt. Dieses Buch kann ich nur jedem Leser empfehlen.