Rezension

sehr enttäuschend

The Bone Season - Die Träumerin - Samantha Shannon

The Bone Season - Die Träumerin
von Samantha Shannon

Bewertet mit 2 Sternen

Ich konnte mich recht schwer reinlesen. Es gibt einfach viel zu viele Wörter, die man nicht kennt oder ohne Vorkenntnisse nicht einordnen kann. Dazu einige seltsame Namen.

Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und bietet kaum Beschreibungen oder Vertiefungen. Desweitern sind die Kapitel in einem Rutsch geschrieben und es gibt kaum größere Absätze und somit kaum Gelegenheit zu verschnaufen.

Es gibt zwar einen Bezug zu unserer Zeit und Realität, wie die Orte und einige Namen (Jack the Ripper, Edward VII), aber irgendwie frage ich mich doch die ganze Zeit: Wo und vor allem wann spielt das Ganze eigentlich? Es wird geschickt etwas aus unserer Realität genommen und dann zeitlich über den Haufen geworfen. Das verwirrt manchmal, lerne ich durch den Schreibstil aber schnell zu akzeptieren, weil es einfach als normal in den Text mit eingeflochten wird.

Die Karten und Erläuterungen am Anfang mögen zwar hilfreich sein, aber ich möchte nicht vor oder während des Lesens so was studieren müssen. Für einmal drüber lesen vor Lesebeginn ist es einfach zu viel. Auch habe ich das Glossar erst spät entdeckt, das hätte ich vor Lesebeginn brauchen können. Ein deutlicher Hinweis innerhalb des Buches wäre schön gewesen.

Die Hauptcharakterin Paige wirkt auf mich etwas naiv, vielleicht sogar dumm, so richtig warm bin ich mit ihr nie geworden. Nashira, „die Böse“, ist zwar grausam, aber das fand ich gerade gut, weil es deutlich macht, dass da tatsächlich eine große Gefahr besteht und keine Gnade gekannt wird. Spannend wird es, weil man so nicht wissen kann, welche (Haupt-)Figuren vielleicht auch noch sterben. Arcturus, „der potentielle Liebhaber“, war stets undurchschaubar, aber seine Handlungen waren trotzdem meistens vorhersehbar.

Insgesamt erschlägt das Buch einen, weil es eine komplett neue Welt widergibt und so viele neue Begriffe wie selbstverständlich genutzt werden. Ich finde keinen schnellen Fluss zum Lesen. Die Geschichte ist sicherlich sehr durchdacht und eine neue Welt, aber man braucht halt sehr lange, um sich richtig einzulesen und -zufühlen. Die Story ist zwar soweit spannend, jedoch für mich kein Pageturner. Erinnert mich stellenweise an "Seelen" - auch dort wollte man ja trotzdem wissen, wie es weiter geht, auch wenn es einem nicht vom Hocker gerissen hat...

Im zweiten Abschnitt kommt man viel besser in die Geschichte, weil die Wörter nun nicht mehr fremd sind. Es gibt immer mehr Geheimnisse und es wird einem auch immer mehr bewusst, wie komplex die Welt und die Geschichte ist. Paige kommt dort auch endlich etwas sympathischer rüber kommt als noch am Anfang, jedoch für mich immer noch keine Qualität eines Hauptcharakters hat.

Ich finde es zwar sehr interessant und ich halte es der Autorin zu Gute, dass sie eine neue, komplexe Welt erschaffen hat, aber richtig fesseln kann mich das Buch dann doch nicht. Mit Paige werde ich nicht richtig warm und die Story um den Wächter wird so extrem in die Richtung "die Liebenden" gelenkt, dass es mich zu sehr an Twilight oder Seelen erinnert. Auch ist der Schreibstil an sich sehr einfach gehalten, was mir ebenso missfällt, da kaum etwas beschrieben wird.

Ich habe dem Finale nur entgegen gefiebert, damit das Buch endlich zu Ende ist. Ich hatte auf einen richtigen Cliffhanger gehofft, der mich vielleicht doch noch dazu animieren würde, diese Serie fortzusetzen, aber dem war nicht so. Dieses Buch war halt einfach nicht so mein Ding. Vieles war so vorhersehbar und hat mich einfach nicht berührt. Das Finale war recht kurz gehalten, vieles plump geschrieben. Es ärgert mich immer, wenn dann Paige ohnmächtig wird und Handlungen passieren, wo man dann nicht weiß, wie und warum das eben passiert ist. Das wirkt für mich immer so, als ob der Autor nicht wusste wie er sich sonst aus die Affäre ziehen soll. Wenigstens wurden einige Geheimnisse gelüftet - und für die Fortsetzungen natürlich mehr aufgestellt. Insgesamt gesehen, habe ich aber noch viel zu viele offene Fragen... Aber ehrlich gesagt ist mir die Beantwortung selbiger egal und nicht wichtig.

Fazit: Ich kann mich den Lobeshymnen nicht anschließen.

Man wird eine fremde Welt gestoßen und trifft Unmengen an Personen, die man teilweise auch beginnt durcheinander zu werfen. Die Sprache ist mehr als einfach, was versucht wird durch die unzähligen fremden Wörter zu kompensieren. Der Schuss geht aber eher nach hinten los, weil der Lesefluss vor allem am Anfang dadurch sehr gestört wird. Warum muss denn alles so anders und fremd heißen? Und dann doch noch die vielen Anlehnung an unsere reale Welt, die eigentlich noch mehr verwirren... Dazu ist einiges einfach vorhersehbar, ich hatte keine Momente, die mich überrascht haben oder wo ich fingerkrallend gespannt war. Das Buch kann mich nicht emotional mitreißen und vieles ist einfach vorhersehbar. Paige bleibt für mich einfach viel zu blass und naiv.

Samantha Shannon hat sicherlich eine eigene Welt kreiert, aber warum gleich im Vorfeld so viele Bände mit dem großen Hype planen? Vom Schreibstil und der Art der Erzählung her ist es mehr Stephenie Meyer als J.K. Rowling - und das ist definitiv kein Kompliment! Ich finde es halt schade, weil viel Potential verschenkt wurde. Als Teenager hätte ich das Buch vielleicht noch interessant gefunden, aber heutzutage finde ich es eher schlecht...

Ich bin eher enttäuscht, kann mir jedoch vorstellen, dass Teenager durchaus Spaß an dem Buch und seiner eigenen (Traum-)Welt haben werden.