Rezension

Sehr enttäuschend!

Sekundenschaf - Malte Welding

Sekundenschaf
von Malte Welding

Bewertet mit 0.5 Sternen

Inhalt:

Wer kennt sie nicht, diese kleinen gedanklichen Aussetzer, bei denen unser Gehirn nicht auf Hochtouren läuft und wir für einen kurzen Moment etwas tun, denken oder sagen, das überhaupt keinen Sinn macht? Auch ich habe schon nach dem Einkauf das Duschgel in den Kühlschrank geräumt, beim Klingeln des Telefons nach der Fernbedienung des Fernsehers statt nach dem Telefonhörer gegriffen oder verzweifelt nach meiner Brille gesucht, obwohl diese auf meiner Nase saß. Schon im nächsten Augenblick tippt man sich an die Stirn und realisiert im Idealfall sofort, wie doof man jetzt doch war.
Malte Welding, Autor, Blogger und Kolumnist der Berliner Zeitung, nennt diese kurzen Gedankenaussetzer „Sekundenschaf“, hat sie auf Facebook, bei radioeins und auf einer eigens eingerichteten Website gesammelt und die besten in seinem Buch Sekundenschaf. Dumm für einen Augenblick veröffentlicht.

Meine persönliche Meinung:

Eigentlich hatte ich mich auf das Buch gefreut, denn zum einen wurde es mir wärmstens empfohlen und zum anderen finde ich die geistigen Tiefpunkte meiner Mitmenschen zuweilen zum Schreien komisch und hatte mir ein paar Lacher versprochen. Der Begriff „Sekundenschaf“, mit dem der Autor das Phänomen kurzfristiger gedanklicher Irritationen bezeichnet, ist noch recht originell, da er bereits mit dem Lesemechanismus einer gewohnten Wortstruktur spielt. Doch die Erklärung, die Welding im Vorwort des Buches für seine Wortneuschöpfung liefert, konnte mich dann nicht wirklich überzeugen. Er verweist dabei auf den aktuellen Forschungsstand und den niedrigen Enzephalisationsquotienten (EQ) des Schafes, mit dem er auch die Tatsache erklärt, dass Katzen aufgrund ihres höheren EQ im Haus gehalten werden, während die vermeintlich dummen Schafe auf der Weide ihr Dasein fristen müssen. Würde man dieser Logik konsequent folgen, ließe es sich nur schwerlich erklären, warum weitaus mehr Meerschweinchen als Delfine im Haus gehalten werden. Aber das Buch erhebt ja auch keinen Anspruch auf wissenschaftliche Erkenntnis, liefert auch nicht ansatzweise eine Erklärung für das Phänomen des Sekundenschafs, sondern will einfach unterhalten, bzw. zum Lachen bringen. Leider hat die bloße, wenn auch systematische Aneinanderreihung von gelegentlichen Fehlleistungen menschlicher Gehirne mein Komikzentrum nicht getroffen. Die gesammelten Sekundenschafe waren größtenteils zu banal, gewöhnlich und langweilig, mögen in dem Moment, in dem sie sich ereigneten, vielleicht den ein oder anderen Lacher verursacht haben, aber beim Lesen konnten sie mich leider meistens nicht einmal zu Schmunzeln bringen. Auch ich bin ja nicht frei von diesen Fehlzündungen meines Gehirns, aber auch das beruhigende Gefühl, nicht allein bisweilen so blöd zu sein, wollte sich bei mir nicht einstellen. Schade, denn die Idee ansich klang recht vielversprechend und komisch.