Rezension

sehr gefühlvolles Familienschicksal

Der Tod meiner Schwester - Diane Chamberlain

Der Tod meiner Schwester
von Diane Chamberlain

Bewertet mit 5 Sternen

Daine Chamberlains Roman "Der Tod meiner Schwester" erzählt das Familiendrama um den Mord an der 17jährigen Isabel Bauer im Sommer 1962. Nach 41 Jahren taucht ein Brief auf, der ein neues Licht auf die damaligen Ereignisse wirft. Saß der falsche Mann im Gefängnis? Der Fall wird neu aufgerollt und alle Beteiligten sind gezwungen, sich mit der lange verdrängten Geschichte auseinanderzusetzen.

Es treten drei Protagonistinnen in Erscheinung, die beiden Schwestern der verstorbenen Isabel, Julie und Lucy, sowie ihre Mutter Maria, die alle aus der Ich-Perspektive berichten. Das fand ich zu Beginn leicht verwirrend, auch wenn jedes Kapitel mit dem Namen der jeweiligen Erzählerin überschrieben ist. Außerdem spielt der Roman in verschiedenen Zeitebenen - in der Gegenwart und im Sommer 1962, an den sich hauptsächlich die ältere Schwester Julie erinnert und den Leser daran teilhaben lässt.

Julie ist erfolgreiche Autorin von Kriminalromanen und war 1962, als ihre Schwester im alljährlichen Sommerurlaub im Bungalow der Großeltern starb, 12 Jahre alt. In der Gegenwart hat sie selbst eine 17jährige Tochter, Shannon, an die sie sich von Verlustängsten getrieben klammert. Schon bald offenbart Julie dem Leser, dass sie Schuldgefühle plagen, da sie am Tod der Schwester eine tragende Rolle gespielt habe.
Als dann die Tochter des ehemaligen Nachbarsjungen Ethan vor ihrer Tür steht und erzählt, bei ihrem verstorbenen Onkel sei ein nie abgeschickter Brief an die Polizei gefunden worden, in dem er erkennen lässt, dass 1962 der falsche Mann verhaftet wurde, wird die Vergangenheit wieder lebendig. Obwohl Julie ihrer Familie, besonders ihrer Mutter, zu Liebe, für die der Sommer 1962 zum Tabu-Thema wurde, den alten Fall nur ungern wieder aufrollen lässt, weiß sie, dass sie die Wahrheit kennen muss und entdeckt dabei außerdem ganz neue Seiten an ihrem alten Kinderfreund Ethan...

Da ich sonst eher spannungsreiche Literatur lese, war ich überrascht wie sehr mich dieses ruhig und gefühlvoll geschriebene Buch in den Bann gezogen hat. Die neuen Ermittlungen zum Mord stehen weit im Hintergrund, eigentlich geht um das Familienschicksal, Julies Schuldgefühle und die Probleme in der Familie Bauer.

Der Stil der Autorin ist ganz hervorragend. Sehr abwechslungsreich und emotional schreibt sie eine Geschichte mit viel Tiefgang, bei der ich in keiner Sekunde distanziert war, sondern mich immer in die Personen einfühlen konnte. Jede der drei Portagonistinnen bekommt eine vielschichtige Persönlichkeit, ist sympathisch und realistisch, und entwickelt sich während des Romans weiter. Dazu kommen die Rückblenden ins Jahr 1962 und gelegentlich Erinnerungen Marias an ihre eigene Jugend Ende der 30er/Anfang der 40er Jahre, die die eigentliche Spannung des Romans ausmachen. Schrittweise erfährt man von Julies Kindheit und von ihrer Verwicklung in den Tod ihrer Schwester.

Aber nicht nur in der Vergangenheit liegt der Reiz dieser Geschichte. Auch Julies Tochter Shannon, die Julie so ungern ziehen lässt, obwohl sie nach dem Sommer auf ein College gehen soll, hat noch einige Überraschungen parat und auch die Liebe kommt in diesem Roman nicht zu kurz.

Insgesamt ist das Buch eines der Besten, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Wunderschön geschrieben, emotional packend. Klare Kaufempfehlung!

Kommentare

conro kommentierte am 14. September 2013 um 11:58

Danke für diese Rezi; das Buch wandert direkt auf meine Wunschliste.