Rezension

sehr gelungen

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

Bewertet mit 4 Sternen

Im Vorbild des Filmes "Pan's Labyrinth" hat Corenelia Funke die Geschichte nun mit "Das Labyrinth des Fauns" in Buchform herausgebracht. Die Geschichte spielt im Spanien 1944, die Rebellen sind im Krieg mit den Truppen Francos. In dieser Zeit reist die 13-Jährige zusammen mit ihrer Mutter in die Berge wo ihr Stiefvater stationiert ist. Dort angekommen triftt sie auf einen Faun, der behauptet sie sei eine verschollene Prinzessin und ihr drei mysteriöse Aufgaben stellt.

Cornelia Funke hat den Film in meinen Augen sehr gut umgesetzt. Sprachlich ist das Buch wie gewohnt sehr gut. Sie verliert sich nicht in ausschweifenden Schilderungen, dennoch finde ich, dass die wesentlichen Punkte/Gedanken/Gefühle ausreichend geschildert werden und die düstere Stimmung gut beim Leser ankommt. Die Geschichte beginnt direkt mit Ofelias Ankunft in den Bergen, die Vorgeschichte wird erst nach und nach im Laufe des Buches offenbart. Diese Vorgehensweise hat jedoch überhaupt nicht gestört finde ich. Die Charaktere sind schön beschrieben, manche sind grausam, andere wiederum sehr liebevoll. Ich hatte vor dem Lesen schon einige Kurzmeinungen gesehen und hatte mich auf ein sehr brutales Buch eingestellt. Dies trifft meiner Meinung nach nicht ganz zu. Ja, es gibt einige sehr brutale Szenen, die Soldaten sind nicht gerade zimperlich, aber alles andere wäre auch nicht realistisch in meinen Augen. Die Grausamkeiten werden zwar deutlich geschildert, dennoch sind es immer nur sehr kurze Szenen und nicht allzu blutrünstig, wie ich finde. Dennoch sollte man sich überlegen, ab welchem Alter man seinem Kind so etwas zumuten möchte. Hier sollte man das ganze vielleicht eher als Fantasy- denn als Jugendliteratur einordnen. Von romantischen Szenen oder einem ständigen Happy End kann nicht die Rede sein. Einige der Handlungen mögen von unserem heutigen Standpunkt aus nicht unbedingt nachvollziehbar sein, doch hier muss man sich in die damalige Situation hineinversetzen. Vieles war damals anders und deswegen finde ich, dass die ganze Geschichte um die Rebellen etc. durchaus realistisch ist.

Jeder Abschnitt fängt mit einer einleitenden Geschichte an. Diese Geschichten finde ich richtig schön, so werden nach und nach die mystischen/fantastischen Elemente mit der Gegenwart verknüpft und Ofelia fungiert als Bindeglied zwischen beiden Welten. An manchen Stellen hätte ich mir jedoch ein paar mehr erklärende Zeilen gewünscht. Selbst am Ende sind noch einige Fragen offen geblieben von denen ich mir gerne eine Auflösung gewünscht hätte. Hier wurde ien bisschen das Potential verschenkt in meinen Augen. Die Geschichte ist zwei geteilt in die reale Handlung mit den Rebellen und Soldaten und eben die geheimnisvollen Aufgaben, die Ofelia erfüllen muss. Die Geschichte um den Bürgerkrieg in Spanien ist nötig um die düstere Stimmung, die vor Ort herrscht zu verdeutlichen und die fantastischen Elemente dienen als Ausgleich dazu, als Flucht vor der Realität. Dies vermittelt Cornelia Funke sehr gut. Sie bringt die Stimmung richtig gut rüber und man fiebert regelrecht mit, ob alles gut geht. Die Auflösung am Ende fand ich etwas verwirrend, aber dennoch in Ordnung. Doch auch hier hätten ein paar Zeilen mehr vielleicht gut getan.

Fazit: Ein schönes Buch, das einen realistischen Kriegsschauplatz mit fantastischen Elemente und einer Reise ins Verborgene kombiniert. Ob man es aufgrund der mitunter recht grausamen Situationen nun als Jugendbuch deklariert oder doch besser als Fantasy sollte man sich überlegen. Die Geschichte um Ofelia und den geheimnisvollen Faun liest sich jedoch sehr flüssig und spannend und ist meiner Ansicht nach jedem zu empfehlen, der gerne in andere Welten abtaucht, die aber dennoch einen Bezug zur Realität haben. In Anlehnung an den Film "Pan's Labyrinth" hat Cornelia Funke hier ein sehr gelungenes Buch geschaffen, das besticht mit einem tollen Schreibstil, einer spannenden Handlung und jeder Menge interessanter Charaktere.