Rezension

Sehr gut geschriebener Entführungs-Kriminalfall

Spur der Rache - Doris Litz

Spur der Rache
von Doris Litz

Sehr gut geschriebener Entführungs-Kriminalfall

«Spur der Rache» ist eine gut erzählte Geschichte rund um eine Entführungsreihe verübt durch einen psychisch gestörten Täter. Anders als in vielen Kriminalromanen zieht nicht ein Ermittler in den Kampf gegen einen Verbrecher. Vielmehr handelt es sich um ein Ermittlerteam sowie eines der Opfer selbst. Die Figuren sind klar gezeichnet, der Spannungsbogen sachgemäss aufgebaut und durchweg gehalten. Die verwendete Sprache ist eine Wohltat – gehoben und selbst an den niveaulosen Stellen stilvoll. Die Erzählweise ist schnörkellos – durch den Verzicht auf Ausschmückungen und unpassende Adverbien in ansprechendem Tempo.  Die Erzählperspektive entspricht dem personalen Erzähler, was der Geschichte zusätzliche Geschwindigkeit verleiht. Besonders die Perspektive eines Tieres hat mich überrascht und beeindruckt. Die Geschehnisse sind grundlegend logisch. Ich habe mich an zwei Stellen daran gestört, dass die handelnde Figur in der Vergangenheit Informationen erhalten hat, von der ich als Leser nichts wusste. Im Forsthaus kommen Informationen zum Tragen, die der Figur zu einem früheren Zeitpunkt zugetragen worden. An dem Gespräch habe ich als Leser teilhaben dürfen und Bruchteile der Informationen habe ich in diesem Zusammenhang erfahren. Die restlichen Informationen wirken im Forsthaus «aus dem Hut gezaubert». Das hat mir nicht gefallen.

Einen Schönheitsfehler hat dieses Buch. Die ersten 100 Seiten werden darauf verwendet, die Kriminalfälle einzuführen. Gleichzeitig lernt der Leser die Ermittler kennen. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Mecklenburg-Vorpommern. Eines der Opfer kommt aus der Gegend um Koblenz. Zwei bezaubernde Gegenden in Deutschland mit wundervollen Menschen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr es mich gestört hat, dass die Figuren sich permanent mit zusammengesetzten Substantiven nach dem Aufbau «Wessi+Schimpfwort» und «Ossi+Schimpfwort» betitelten. Wie kann es denn sein, dass so etwas nach über 30 Jahren noch Einzug in die aktuelle deutsche Literatur findet? Als Vertreter einer Generation, die im geteilten Deutschland geboren, aber im vereinigten Deutschland aufgewachsen ist und diese Vorurteile nicht kennt, kann ich nur sagen: Liebe Autoren, lasst uns mit euren Hasstiraden in Ruhe! Keiner braucht die mehr. Und diesem Buch stehen sie ebenfalls nicht zu Gesicht. Wäre es als stilistisches Mittel wenigstens bis zum Ende der Geschichte zur Anwendung gekommen, könnte ich es künstlerisch argumentieren. Die Geschichte ist gut, wie sie ist – so etwas hat sie einfach nicht verdient.