Rezension

Sehr gut recherchiert, konnte noch viel lernen

Das doppelte Gesicht
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

Intensiver Geschichtsunterricht.

München 1945. Der 2. Weltkrieg ist gerade erst vorbei. Die Stadt liegt in Schutt und Asche. Noch ist die amerikanische Besatzermacht mit dem Wiederaufbau der Kriminalpolizei beschäftigt. Gar nicht so einfach. Denn viele der ehemaligen Polizisten waren Parteimitglieder und somit ungeeignet. So kommt es, dass der noch unerfahrene Emil Graf zu einem Mordfall gerufen wird. Am Tatort trifft er auf die Reporterin Billa. Eine Jüdin, die mit ihrer Mutter in die Vereinigten Staaten geflohen und erst seit kurzem wieder zurück ist. Was hat sie beim Opfer zu suchen? Zufall? Bald gibt es weitere Tote und Emils Recherchen sprechen immer mehr dafür, dass Billa eine wichtige Verbindung sein könnte....

"Das doppelte Gesicht" bietet intensiven Geschichtsunterricht. Man erfährt viel über das München zur sogenannten Stunde Null. Die Autorin hat es geschafft, die Szenerie so bildlich darzustellen, dass bei mir das Kopfkino angesprungen ist. In dieser realen Umgebung lässt sie ihre vorwiegend fiktiven Figuren agieren. Sehr authentisch. Dabei haben sie viele unterschiedliche Charaktere. Besonders hat mir die Figur des Emil gefallen. Er ist noch sehr naiv. Man merkt, er hat noch keine Erfahrung. Doch nach und nach entwickelt er sich langsam und trägt mit seiner doch manchmal unbeholfenen Art im wesentlichem zur Klärung des Falls bei. Auch fand ich das Zusammenspiel zwischen Billa und Emil gut gelungen. Bis zum Schluss hatte ich keine Ahnung wer für die Morde verantwortlich sein könnte. Zwischendurch hatte ich zwar eine Idee, diese aber mangels Verbindung schnell wieder verworfen. Am Ende wurde jedoch alles schlüssig aufgelöst und ich konnte den historischen Krimi kaum noch aus der Hand legen.

Fazit: "Das doppelte Gesicht" bietet viel. Neben viel Informationen zum München der Nachkriegszeit, auch einen spannenden Fall. Die Figuren sind sehr gelungen und agieren authentisch in ihrer historischen und realen Umgebung. Ich hatte kurzweilige Lesestunden, bei denen ich noch viel lernen konnte. Gerne empfehle ich diesen Krimi weiter und freue mich schon auf weitere Fälle mit Emil und hoffentlich auch Billa.