Rezension

sehr gute Dystopie-Trilogie aus den 70ern

Der Fürst von morgen
von John Christopher

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Story ist gut durchdacht und hat auch nach all der Zeit seinen Charme und thematische Wichtigkeit nicht verloren.

Dies ist eine Edition, die die komplette Trilogie beinhaltet, bestehend aus den Teilen Der Fürst von morgen, Hinter dem brennenden Land und Das Schwert der Geister.

Cover: Es ist eine schöne Edition vom Fischer-Verlag. Das Hardcover ist blau mit einem kleinen orange-braunen Bild, das eine Stadt und auf der Brücke davor einen Reiter zeigt. Dazu gibt es noch einen Pappschuber, der das Cover-Bild weiterführt. Am Anfang und Ende des Buches gibt es die Karte von dem Teil Englands der im Buch beschriebenen Zeit. Außerdem gibt es bei jedem Kapitel kleine Vignetten, die eine Szene aus dem kommenden Geschehen darstellen. Insgesamt eine wahrlich edle und liebevolle Edition.

Inhalt: Durch eine Katastrophe lebt die Menschheit wie im Mittelalter, Maschinen sind vergessen und verboten. Städte sind zerstört, Fürste regieren ihre Bereiche. Der junge Luke wird von den "hohen Sehern" als Helfer auserkoren und erfährt nicht nur die wundersamsten Dinge, sondern erlebt für ihn unvorstellbares.

Eigene Meinung: Es ist kein spannender Roman, aber trotzdem ein fesselnder. Themen sind u.a. Krieg, Christentum, die Gleichstellung der Frau, Unterdrückung von Behinderten und Andersartigen, Pflichten, Liebe, Hass, Intrigen, Familie, Macht, Freundschaft, Eifersucht, Stolz und Toleranz. Das hört sich vollgepackt an, aber so ist es nun mal im Leben. So war es vor der Katastrophe und so ist es nun in diesem Mittelalter-Szenario. So wirkt es real und man ist eigentlich nicht überfordert von so vielen Themen. Es ist recht komplex, aber trotz der Menge an Themen kann man der Geschichte gut folgen.

Was für manche ein Problem sein könnte, ist die Sprache. Am Anfang bin ich doch öfters über den Satzbau gestolpert. Manchmal denkt man nämlich, dass da Wörter fehlen würden, aber sobald man es anders betont, wird der Sinn klar. Man kann es vielleicht mit Tolkien vergleichen, der auch nicht einfach zu lesen ist, in sich aber doch komplexer schreibt. Hat man sich erst mal daran gewöhnt, fällt es einem kaum mehr auf, allerdings muss man sich auch wirklich darauf einlassen. Auch hält sich Christopher nicht mit detailreichen Beschreibungen auf. Trotzdem ist es ein leises, nicht sehr schnelles Buch, das vor allem durch die Kraft der Geschichte lebt. Gut ist außerdem, dass es kaum Wiederholungen gibt. Vor allem zu Anfang der Bücher tendieren Autoren dazu, die ganze Geschichte Revue passieren zu lassen. Nicht so Christopher und das macht den Lesefluss sehr viel angenehmer.

Der Hauptcharakter und seine Freunde sind angehende Teenager und auch die ganze Aufmachung geht Richtung Jugendbuch. Allerdings finde ich doch das Thema, die Sprache und vor allem die Gewalt viel zu anspruchsvoll für Kinder. Ich glaube vor 14 würde ich es nicht empfehlen, es ist doch recht grausam... Es geht um das Erwachsenwerden in einer Dystopie, aber trotzdem ist es auch ein wunderbares Buch für Erwachsene. Man kann sich in jeden gut rein versetzen und trotz distanzierter Sichtweise kann man mit Luke mitfühlen.

Das Ende ist wie so oft nicht so recht befriedigend. Man verlässt das Buch mit einem Gefühl von Leere, weil man weiß, das die Geschichte noch längst nicht zu Ende ist, auch wenn menschliche Kapitel geschlossen sind. Zudem ist es auch ein Buch, über das man gut grübeln kann und "was wär wenn" spielen kann.

 

Fazit: Als ich das Buch bei Tedi auf dem Grabbeltisch entdeckt habe, hatte ich noch nie von dieser Trilogie gehört. Von John Christopher kannte ich nur „Die dreibeinigen Herrscher“ als TV-Serie, die mir als Kind Alpträume beschert hatte. Alpträume gab mir „Der Fürst von morgen“ nicht, hat mich aber sehr unterhalten. Genervt war ich einzig von der Darstellung des Christentums, aber ansonsten hatte ich trotz der gut 500 Seiten keinen Hänger. Die Story ist gut durchdacht und hat auch nach all der Zeit seinen Charme und thematische Wichtigkeit nicht verloren.