Rezension

Sehr gute, solide Krimikost mit fulminantem Ende.

Sag, dass du mich liebst
von Joy Fielding

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Strudel zwischen Wahn und Wirklichkeit.

Dass sie jemals auf der anderen Seite stehen könnte, hätte Bailey Carpenter nicht geglaubt, aber nun war es soweit. Jeder ihrer Alpträume, ihre Panikattacken, die ihr in Todesangst die Kehle zuschnürten, machten ihr bewusst, dass sie von der Jägerin zum Opfer geworden war. Als coole, attraktive Privatermittlerin hatte sie geglaubt, ihren Job und ihr Leben im Griff zu haben. Alles lief rund, ihr luxuriöses Leben im Upper-class-Apartment in Miami war Sinnbild für Erfolg und Cleverness. Bis eines Nachts der Überfall eines Unbekannten alles verändert. Bailey kommt mit dem Leben davon, aber eine nie gekannte Angst wohnt von nun an in ihr und zerstört ihre Gedanken. Sie wird panisch, glaubt sich beobachtet, kapselt sich ab, weil alles  Furcht und Unsicherheit in ihr auslöst. Verzweifelt erkennt sie, dass niemand ihren Aussagen Glauben schenkt, selbst dann nicht, als sie sieht, dass der Unbekannte einen Mord begeht. Wer kann dieses perfide Spiel mit ihr treiben? Sie, die sonst stets im Vorhinein den Täter erkannte, wenn sie ihrer kranken Mutter deren geliebte Kriminalromane vorlas, tappt im Dunkel. Ein Karussell von Personen, die in ihrer Umgebung leben, sich um sie bemühen, dreht sich in ihrem verzweifelten Kopf. Wer hatte sich vorgenommen, sie zu vernichten? Wer ist Freund, wer Feind? Vertraut sie dem Falschen? Der Täter war da, man musste ihn nur entdecken. Ein irrsinniges Vexierbild des Verbrechens.

 

Die Altmeisterin des Thrillers hat hier ordentlich gestaltete, solide Krimikost aufgelegt. Mit der ihr eigenen, flüssigen Sprache versteht sie die Leser in ihren Bann zu ziehen und in das Geschehen mit einzubinden. Sehr detailliert entwickelt sie Baileys Geschichte, ihr von ständigen Zweifeln geprägtes Verhalten, ihre Konfrontation mit den Möglichkeiten zur Täteridentifikation und ihr von Unsicherheit geschwächtes Selbstbewusstsein, das immer wieder in Wahn und Fiktion abgleitet. So interessant diese Analyse auch ist, mindert sie doch leider den Spannungsbogen, der über weite Strecken des Buches nicht mehr den Anforderungen des Genres entspricht und so wird man dann erst durch ein wirklich fulminantes Ende zurückkatapultiert auf absolutes Thrillerniveau - Logisch, glaubhaft, packend und intelligent-perfide lässt die Lösung keine Wünsche offen.

Dem Liebhaber anspruchsvoller Krimikost kann man dieses Buch bedenkenlos empfehlen