Rezension

Sehr gute Vergangenheitsbewältigung in einem Krimi

Mörderische Schärennächte - Viveca Sten

Mörderische Schärennächte
von Viveca Sten

In einem Studentenwohnheim in Nacka findet Amanda Grenfors ihren Kommilitonen Marcus Nielsen, mit dem sie zum Lernen verabredet war, tot von der Decke seines Zimmers baumelnd. Ein nicht unterschriebener Abschiedsbrief liegt auf dem Tisch - der suggeriert einen Selbstmord. Marcus Mutter Maria und sein Bruder David glauben nicht, dass sich ihr Sohn bzw. Bruder das Leben genommen hat und Maria bittet Thomas Andreasson, der seinen Dienst nach seinem schweren Unfall wieder  aufgenommen hat, dass er den Fall nicht zu den Akten legt, sondern ermittelt. Zusammen mit seiner Kollegin Margit Grankvist, die froh ist, dass der alte Thomas nach seiner Krankschreibung wieder zurück ist, beginnt er auf eigene Faust zu recherchieren. Bald kommen drei weitere Tote hinzu - alle haben Schmierseife in der Lunge und im Magen - und der Verdacht erhärtet sich, dass diese Morde irgendwie mit den militärischen Ausbildungen in den 70iger Jahren auf Korsö zusammen hängen...

Thomas Jugendfreundin Nora Linde hat sich von ihrem Mann Henrik getrennt und besucht mit den Kindern Adam und Simon an den freien Wochenenden ihr Sommerhaus auf der Insel Sandhamn. Dort begegnet sie ihrem neuen Mieter Jonas Sköld - und die beiden sind sich nicht unsympathisch. Zusammen mit Olle Granlund, einem Inselbewohner, macht sich Nora auf die Suche nach Spuren aus der Vergangenheit...

Ausschnitte aus einem Tagebuch aus den Jahren 1976/1977 enthüllen Erschütterndes aus dem Alltag der jungen Kadetten, die an der Ausbildung zu Küstenjägern, einer Eliteeinheit, teilnehmen. Besonders ein junger Mann hat unter den "Belohnungen" des Vorgesetzten zu leiden - Pär Andersson. Und dieser junge Mann hat sich am letzten Tag der Ausbildung im Waschraum der Kaserne erhängt.

82 kleine Kapitel, die immer zwischen der verschiedenen Erzählsträngen hin und her wechseln, haben mir den Einstieg in die Geschichte erleichtert. Die Beschreibungen aus dem Privatlebens von Thomas Andreasson und Nora Linde haben mir die Beiden sofort sympathisch werden lassen. Aber auch die anderen Protagonisten sind so lebendig und detailliert beschrieben, dass ich sie mir gut vorstellen kann. Gänsehaut habe ich immer dann bekommen, wenn ich wieder einige Seiten aus dem Tagebuch eines Küstenjägers gelesen habe. Man kann sich garnicht vorstellen, dass das damals als normal galt, was heute so absolut absurd erscheint. Auch die Landschaftsbeschreibungen in den Schären sind sehr bildhaft beschrieben, haben mir sehr gut gefallen und sich in meinem Kopf festgesetzt. Einzig der Schluss war für mich etwas zu hektisch, zu schnell und manchmal zu übertrieben abgedreht.

FAZIT:
Ich habe einen tollen Kriminalroman gelesen, mich in die schwedischen Schärenlandschaft geträumt und mich alles in allem sehr gut unterhalten gefühlt. Ich warte auf die Fortsetzung.