Rezension

Sehr hart und sehr traurig - aber lesenswert.

Die unterirdische Sonne - Friedrich Ani

Die unterirdische Sonne
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

Fünf Jugendliche - streng genommen sind einige von ihnen noch Kinder - werden aus ihrem Alltag gerissen und müssen nach ihrer Entführung um ihr Leben fürchten. Ist schon das, was sie sich während der Entführung ausmalen, grauenhaft genug, ist es nichts im Vergleich zu dem, was sie wirklich erwartet.
Kann es inmitten pechschwarzer Finsternis noch irgendeine Hoffnung für sie geben?

Das Buch ist hart. Wirklich, wirklich hart. Und es ist sehr schwer zu rezensieren, ohne den Leseeindruck kaputtzumachen. Der Klappentext des Verlags ist außerdem ein wenig irreführend und lässt den Leser mit einer falschen Erwartungshaltung an die Lektüre herangehen.

Es gibt wenige Jugendbücher, die mich verstören, tief bewegen und völlig aufgewühlt zurücklassen. Bisher fällt mir um ehrlich zu sein nur ein einziges ein, doch auch das hat nicht so einen tiefen Eindruck auf mich gemacht wie "Die unterirdische Sonne". Nicht umsonst hat der Verlag das Buch mit der Aufschrift "ab 16 Jahren" versehen, einem jüngeren Leser würde ich es nicht oder nur mit großen Bedenken in die Hand drücken, zu groß war selbst bei mir mit 23 noch die Identifikation mit den jungen Opfern, wobei bei mir verstärkend hinzukommt, dass ich eine Schwester etwa in dem Alter habe.
Dennoch habe ich das Buch an einem einzigen Tag und mit nur wenigen Pausen dazwischen ausgelesen, denn der ungewöhnliche Schreibstil und das bei mir dadurch hervorgerufene Kopfkino ließen mich das Buch kaum zur Seite legen. Schon auf den ersten Seiten murmelte ich ein "das ist eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe".

Es ist zutiefst menschlich und zeigt die Abgründe, die sich in einer misshandelten Kinderseele auftun können, auf bedrückende Weise. Gleichzeitig zeigt es aber auch, dass Kinder innerlich sehr stark sein können. Wenn der Überlebenswille geweckt ist, kann sie nichts mehr aufhalten.

Das Grauen des Lesers spielt größtenteils in seinem Kopf. Das Grauen der Protagonisten aber ist echt. Und es ist schmerzhaft mitanzusehen.

Grundsätzlich würde ich das Buch jedem weiterempfehlen, der die Kraft und die Nerven hat, es bis zum Ende durchzustehen. Das ist nicht leicht und "Die unterirdische Sonne" ist alles Mögliche, nur keine nette Urlaubslektüre oder etwas für zwischendurch. Aber wer sich darauf einlässt, wird eins der Bücher lesen, die die Welt ein Stück menschlicher machen können, wenn ihre Botschaft angenommen wird.

Kommentare

yvy kommentierte am 06. März 2014 um 17:27

Tolle Rezension! Du hast es meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht.

Evanesca Feuerblut kommentierte am 06. März 2014 um 17:32

Danke... *verlegen ist*

Es fiel mir sehr, sehr schwer, dieses Buch zu rezensieren, eigentlich hatte ich es am 28sten schon durch. Aber ich wusste nicht, wie ich es schreiben sollte und was ich schreiben sollte.

yvy kommentierte am 06. März 2014 um 17:34

Ja, das ist bei diesem Buch auch schwer, ich werde mich am Wochenende dieser Aufgabe stellen und sie hoffentlich gut meistern. :-)

Britta Röder kommentierte am 12. März 2014 um 20:27

Deine Besprechung macht mcih neugierig.