Rezension

Sehr informativ und nützlich

Stadt und Handel im Mittelalter - Henri Pirenne

Stadt und Handel im Mittelalter
von Henri Pirenne

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Mittelalter ist eine der reizvollsten Epochen der Geschichte, denn es ist die Zeit der großen Umbrüche: Klostergemeinschaften entstehen, Marktföeclen wachsen zu Städten heran, schwunghafter Handel blüht auf. Der große belgische Historiker Henri Pirenne widmet sich mit sachkundigem Blick diesen einschneidenden sozialen Veränderungen und macht begreiflich, wie sehr wir noch heute von manchen der damaligen Errungenschaften profitieren. Seine Abhandlung gilt als Standardwerk der europäischen Mittelalterforschung.

Das Buch ist zum größten Teil wirklich, wirklich fantastisch - das Mittelalter wird mal nicht als eine Epoche der Dunkelheit, der Dummheit und seltsamer Vorurteile gesehen (die angeblich typisch mittelalterlichen Dinge wie Hexenverfolgung etc., die nicht im Mittelalter stattfanden etc.), sondern einfach als eine Zeit wie jede andere, mit ihren besonderen Eigenschaften, Problemen und Möglichkeiten.
Überraschend plausibel wird hier erklärt, wie mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches die antike Wirtschaft zum Scheitern verurteilt war und welche Wirtschaftsformen auf dessen Trümmern erwuchsen. Sehr spannend vor allem, was die wahren Voraussetzungen für das Wachsen von Städten oder die Entstehung nicht klösterlich geführter Schulen betrifft.
Nur im sechsten Kapitel gibt es ein paar Passagen, die ich persönlich für Blödsinn halte - da merkt man doch, dass der Schreiber den 30ern entstammte und überall böse Kommunisten witterte - sogar im England des Mittelalters.
Aber abgesehen von ein paar wirklich wenigen Seiten, in denen ebenjener Blödsinn vertreten wurde, ein sehr gut recherchiertes, informatieves Buch!