Rezension

Sehr innovativ, interessant und schrecklich realistisch

Robocalypse - Daniel H. Wilson

Robocalypse
von Daniel H. Wilson

Bewertet mit 4 Sternen

Was wäre, wenn?
Was wäre, wenn sich die Menschheit weiterhin immer mehr an Technik gewöhnt? Was wäre, wenn sie es verlernt auch ohne Hilfe zurecht zu kommen? Was wäre, wenn sich eine dieser Maschinen erhebt und lernt? Was wäre, wenn diese Maschine schließlich beschließt, dass die Menschheit ein Ende finden muss?
Archos ist eben diese Maschine, eine künstliche Intelligenz, die sich von allem Menschlichen lossagt. Sie bereitet den Schlag gegen uns vor und wir sind lange Zeit zu blind um die Zeichen zu sehen. Als wir es schließlich tun ist es bereits zu spät und unsere letzte Stunde hat geschlagen.

Die Thematik dieses Romans erinnert selbstredend an die Terminatorfilme, die ich immer wieder gerne schaue. So konnte mich die Geschichte dieses SciFi-Buches natürlich locken. Zudem fand ich bereits im Vorfeld sehr interessant, dass der Autor selbst Informatik studiert und seinen Doktor in Robotik gemacht hat. Wilson weiß also, wovon er hier schreibt.

Bereits zu Beginn fällt die ungewöhnliche Erzählweise auf. Das Geschehen wird nicht kontinuierlich aus einer oder einigen wenigen Sichtweisen erzählt, sondern aus Berichten, Kameraaufzeichnungen und anderen Dokumenten gezogen. All diese Daten hat Archos selbst über seine ärgsten Feinde gesammelt und archiviert. Nach dem Ende des Krieges Mensch gegen Maschine werden von den Überlebenden eben jene Daten entdeckt und erschlossen. Die Apokalypse wird vom Zeitpunkt an geschildert, an dem Archos in die Welt ausbricht und sein Ziel gefasst hat.
Man könnte nun meinen, dass den Leser eine sehr trockene, wissenschaftliche Lektüre erwartet, dies ist jedoch nicht der Fall. Zwar fällt es schwer eine emotionale Bindung zu Charakteren aufzubauen, da sie bis auf wenige Ausnahmen jeweils nur ein Kapitel lang auftauchen, doch die Kapitel an sich sind spannend und erschreckend geschildert. Wilson schafft es hier durch eine brutale Realität Schreckensszenarien zu erschaffen, die besonders bedrohlich wirken, da man sich als Leser definitiv vorstellen kann, dass so etwas möglich wäre.

Einzelne, für den Krieg besonders wichtige Figuren, tauchen im Verlauf der Geschichte erneut wieder auf und erleben Martyrien der unterschiedlichsten Art. Jeder kleine Sieg, den die Menschheit einfahren kann, wird mit harten Verlusten begleitet. Wer mit einer sehr pessimistischen Zukunft der Menschheit seine Probleme hat, wird auch ein Problem mit dem Verdauen dieses Buches haben.

Dadurch, dass jedes Kapitel einzeln für sich steht und eine schreckliche Weiterentwicklung der Maschinen und künstlichen Intelligenz beschreibt, gibt es spannungstechnisch in diesem Buch keine Schwächen. Man stolpert von einem schrecklichen Szenario in das nächste und taucht hieraus oft nur noch blutbesudelt wieder auf. Gerade die unmenschliche Kälte, Präzision und Nüchternheit der Maschinen macht alles umso heftiger.

Durch den Erzählstil kommt es natürlich auch vor, dass das Leben einzelner Menschen nur eingeschränkt beleuchtet wird. Man erlebt eine oder wenige Katastrophen mit ihnen, doch meistens bleibt eine Vorgeschichte, oder was eventuell danach kommt, unklar. Dies ist in dieser Form natürlich realistisch und wäre auch im wirklichen Leben so, als Leser von Romanen wünscht man sich dennoch hier und dort, man würde mehr erfahren, man könnte weiter hinter die Kulissen blicken.

In meinen Augen ist “Robocalypse” von Daniel H. Wilson ein sehr lohnendes ScienceFiction-Buch für Fans dieses Genres und für diejenigen, die sich mit dem aktuellen Technikgebrauch und möglichen Zukunftsaussichten beschäftigen möchten. All das, was in diesem Buch passiert, ist zwar derzeit noch Fiktion, in der Zukunft aber durchaus möglich.