Rezension

Sehr intensiv

Das wirkliche Leben - Adeline Dieudonné

Das wirkliche Leben
von Adeline Dieudonné

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist nicht einfach für mich, etwas zu dem Buch zu schreiben, das auch nur annähernd das beschreibt, was ich beim Lesen empfunden habe. Obwohl oder vielleicht gerade weil die Geschichte relativ kurz ist, hat sie für mich so eine Wucht gehabt. Die Geschichte ist teilweise schon sehr drastisch und ich hätte mir gewünscht, dass ich auf manches besser vorbereitet gewesen wäre. Gewalt und auch Tierquälerei sind schon schwer zu ertragen.

 

Dazu kommt, dass der Schreibstil recht schnörkellos, nüchtern, teilweise sogar kühl ist, was den ganzen Eindruck meiner Meinung nach noch verstärkt.

Die Geschichte wird aus der Ich Perspektive eines 10 jährigen Mädchens erzählt, die aber im ganzen Verlauf des Buches ohne Namen bleibt. Ihr kleiner Bruder dagegen wird oft bei seinem Vornamen genannt, bis auf wenige Ausnahmen gibt es für die übrigen Personen nur Bezeichnungen. Sie bleiben damit meistens auf Distanz. Ihre Mutter bezeichnet das Mädchen sogar als Amöbe, die ein willenloses Einzeller Dasein führt. Ausgelöst wahrscheinlich durch die bloße Angst vor ihren gewalttätigen Mann und ihre Furcht vor seinen nächsten Ausbruch. Das alles wird sehr nüchtern analysiert und auch beschrieben, das war schon ziemlich heftig zu lesen.

 

Als dann vor den Augen des Mädchens und das ihres kleinen 6 jährigen Bruders ein furchtbares Unglück passiert, sind weder ihre Mutter noch ihr Vater, der sich nur für die Jagd, für das Fernsehen und für Whiskey interessiert für die beiden da, um sie aufzufangen. Der Vater nimmt noch einen gesonderten, furchteinflößenden Raum ein, allein dass er einen extra Zimmer für seine Kadaver, für seine Jagdtrophäen besitzt, ist schon beängstigend.

Vor allen für den kleinen Bruder hat dieses Unglück schlimme Auswirkungen und das hochintelligente Mädchen versucht mit Hilfe ihrer Neigung und Bewunderung für Physik die „Zeit zurückzudrehen..“

 

Das Mädchen strahlt für mich trotz der schlimmen und trostlosen Umstände und Umgebung eine Kraft aus, das ist unglaublich. Sie wird in der Geschichte langsam zur Frau, was sie allerdings nicht beunruhigt, sondern auf nüchterne Art kommentiert und annimmt. Sie wehrt sich, will kein Opfer sein und zielstrebig ihre Träume verwirklichen, auch um ihren Bruder wieder lachen zu sehen.

Am Ende wird es noch mal sehr heftig und trotz der Sanftheit und Hoffnung, die auch immer mal wieder durchblitzt ist das wie ein Schlag in den Magen.

 

Eine Geschichte, die bei mir noch lange nachhallen wird und ein wirklich sehr beeindruckendes Roman Debüt.