Rezension

sehr interessant, aber auch etwas beängstigend

Aussage gegen Aussage - Alexander Stevens

Aussage gegen Aussage
von Alexander Stevens

Anhand von realen Fällen zeigt Alexander Stevens, dass sich nicht – wie gerne in verschiedenen Fernsehserien so dargestellt – jeder Sachverhalt durch modernste Kriminaltechnik und glasklare Beweise aufklären lässt. Ganz im Gegenteil. In rund 70% der Fälle beruht das Urteil der Gerichte auf der bloßen Aussage von Zeugen.

Doch reicht eine einzelne Aussage eines Zeugen wirklich aus, um zu 100% die Schuld eines Angeklagten zweifelsfrei zu beweisen? Wie sieht es mit der Glaubwürdigkeit eines Zeugen aus, wem schenkt man mehr Glauben?

Am Beispiel von 7 echten Fällen, zeigt Alexander Stevens sehr detailliert die Problematiken solcher Zeugenaussagen und ihrer Konsequenzen. Er analysiert diese Fälle bis ins kleinste Detail, um dem Leser sehr bildhaft klar zu machen, wo die Schwierigkeiten bei einer solchen Verurteilung liegen.
Obwohl die Ausführungen des Autors – auch sprachlich - sehr fachlich sind, konnte ich diesen als Laie sehr gut folgen. Die Erklärungen zu den Sachverhalten waren gut zu verstehen und trotzdem, dass es sich hierbei um ein Sachbuch handelt, fühlte ich mich gut unterhalten.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen obwohl es mich mit einem etwas mulmigen Gefühl zurücklässt. Das ist aber lediglich der Tatsache geschuldet, dass sich meine Wahrnehmung von unserem Rechtssystem durch diese Lektüre etwas verändert hat. Kann man bei einem gerichtlichen Urteil, welches nur auf einer einzigen Zeugenaussage beruht, wirklich jemals sicher sein kann, der richtigen Person Glauben geschenkt zu haben?

Für das Gesamtpaket vergebe ich hier gerne 5 von 5 Punkten.