Rezension

Sehr kulturzentriert – interessant gemacht, aber nicht durchgehend verständlich

Alles, was ich an dir liebe - Sajni Patel

Alles, was ich an dir liebe
von Sajni Patel

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s?

Liyas Leben läuft ziemlich gut: Sie wurde gerade erst befördert und ist auch ohne eine feste Beziehung glücklich. In ihrer traditionellen indischen Familie ist das jedoch überhaupt kein akzeptabler Lebensentwurf, und insbesondere ihr Vater besteht darauf, dass Liya endlich heiraten und dem klassischen Rollenbild einer guten Ehefrau und Mutter entsprechen sollte. Die hat darauf jedoch überhaupt keine Lust, und somit ist es fast nicht verwunderlich, dass sie heimlich vor einem als Familienessen getarntem Heiratsgespräch davonläuft. Der Triumph ist süß, währt allerdings nur kurz. Am nächsten Tag ist der Schock groß, als Liya dem Firmenanwalt gegenüber steht, der ihrem finanziell angeschlagenen Arbeitgeber aus der Misere helfen soll. Denn Jay findet es weder witzig, dass eine Frau vor ihm flieht, noch, dass er nun ausgerechnet mit ihr zusammenarbeiten muss.

 

Meine Meinung

Die Grundidee hinter dieser Geschichte fand ich sehr spannend, beim Lesen musste ich aber leider feststellen, dass man schon ein wenig etwas über die indische Kultur wissen muss, um nicht ins Schwimmen zu kommen.

Der Schreibstil war insgesamt angenehm zu lesen, auch wenn ich mich an einigen Formulierungen ein wenig aufgehängt habe, die ich tendenziell allerdings der Übersetzung zuschreiben würde.

Liya ist eine ziemlich starke Protagonistin, die ich von Anfang an wegen ihrer klaren Haltung und ihrem Selbstbewusstsein geschätzt habe. In einer so traditionellen Umgebung ist es sicherlich nicht einfach, seinen eigenen Weg zu gehen – insbesondere als Frau, die ohnehin schon vielen Anfeindungen ausgesetzt ist. Trotzdem geht sie hoch erhobenen Hauptes durchs Leben und bewahrt sich dabei nicht nur Mut, sondern auch ihren Humor.

Jay war an sich ebenfalls ein ganz witziger Kerl, der alles für seine Familie tun würde und dementsprechend eher weniger davon begeistert ist, dass Liya nicht nur vor ihm davon läuft, sondern damit unbeabsichtigt auch die Gefühle seiner Mutter verletzt. Die ständigen Kabbeleien der beiden Protagonisten waren wirklich unterhaltsam und haben die ganze Geschichte merklich aufgelockert, was meine Enttäuschung über die Verständnisprobleme abgemildert hat.

Schön fand ich auch, wie unvoreingenommen die Familie von Jay auf Liya – die wirklich keinen guten Stand in der hinduistischen Gemeinde hat – zugegangen ist. Ob es jetzt unbedingt realistisch ist, dass ausgerechnet alle für die Beziehung wichtigen Personen dann unglaublich liberal denkend sind, sei jetzt eventuell mal dahingestellt. Im Gesamtsetting war das aber eine nette Ergänzung, die in angenehmen Kontrast zu der Welle an Misstrauen und Hass, die Liya ansonsten entgegenschlägt stand.

 

Fazit

So spannend wie ich es auch finde, eine Geschichte im indischen Kulturkreis anzusiedeln, ohne ein paar Erklärungen hat man es als Leser ohne Kenntnisse dieser Kultur nicht besonders leicht beim Lesen und muss damit rechnen, einige Zeit für die Recherche diverser Begriffe und Zusammenhänge aufzubringen – oder man lässt es halt, dann versteht man aber definitiv nicht alles. Abgesehen von diesem Manko waren Jay und Liya aber ein wirklich unterhaltsames Paar, das mich häufig zum Lachen bringen konnte und die Enttäuschung über die Verständnisprobleme für mich somit immerhin halbwegs ausgleichen konnten.

Dafür gibt es von mir insgesamt vier Bücherstapel.