Rezension

Sehr kurzer, aber interessanter Roman…

Südsternjahre 1 - Rebecca Maly

Südsternjahre 1
von Rebecca Maly

Bewertet mit 4 Sternen

Sehr kurzer, aber interessanter Roman…

Der historische Roman „Südsternjahre“ (Band 1 der Australien-Saga) von Rebecca Maly ist am 6. Juli 2017 im Edel Elements Verlag erschienen und spielt in Cambridge, auf See und in Australien.

Florence Niles liebt es Wissenschaftlerin zu sein, doch die vorherrschenden Konventionen erlauben es ihr nicht, ihre Leidenschaft und Interessen für ferne Länder und Kulturen frei auszuleben. Da lernt sie den interessanten Ernest Furnish kennen, der bald eine Forschungsreise nach Australien antritt. Florence erkennt ihre Chance und schon kurz nach ihrem Kennenlernen heiraten sie. Das ermöglicht Florence, ihren langersehnten Traum endlich zu leben. Doch dann lernt sie auf der Überfahrt einen attraktiven Schweden kennen, der alles durcheinanderbringt. Vor Florence liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen neuen Erfahrungen, neuen Eindrücken und ihrem inneren Konflikt, ob die Heirat mit Ernest wirklich richtig war.

Einen Abend habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich insgesamt zwar zufrieden, aber auch ein wenig enttäuscht zurücklässt, weil ich andere Erwartungen hatte

Das Cover ist wunderschön und es passt perfekt zu dieser Geschichte.

Der Klappentext hat mich auch sofort gepackt. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und vermittelt einen ersten Leseeindruck.

Florence ist eine junge, selbstbewusste Frau, die versucht, gegen die vorherrschenden Konventionen aufzubegehren. Doch manche Dinge sind einfach noch zu starr und eingefahren. So entscheidet sie sich, Ernest Furbish zu heiraten, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen. Florence kämpft für ihren Traum und ist sehr aktiv. Ich finde sie in ihrer Art auch authentisch, aber ich kann leider keine Entwicklung beobachten, was wohl der Kürze der Geschichte geschuldet ist. Ich hätte mir deutlich mehr Tiefe gewünscht und vor allem mehr Zeit und Raum, um Florence kennenzulernen.

So erging es mir auch mit allen anderen Figuren. Ich fand alle interessant, meine auch für jede Figur eine eigenen Motivation bzw. ein eigenes Ziel erkannt zu haben, aber ich konnte mich keiner Figur so richtig annähern, weil man sie aber auch kaum kennenlernen konnte. Wirklich schade, denn das Figurenensemble scheint äußerst interessant zu sein.

Die Handlung fand ich okay. Aber ehrlich gesagt, war es für meinen Geschmack eher eine Einleitung oder auch ein Setup bis zum ersten Wendepunkt. Man kann schon eine ansteigende Spannungskurve erkennen und es gibt auch Konflikte, die die Geschichte auch spannend machen, aber es ist mir persönlich einfach zu kurz gewesen. Und auch wenn ich sehe, es ist Band 1 der Australien Saga, hätte ich einfach mehr Tiefe und auch andere Länge erwartet. Gerade das Leben an einem neuen Ort, das völlig anders als bisher ist, stellt einen doch meist vor große Herausforderungen und darüber hätte ich gern mehr gelesen. Das Ende ist dann ein Cliffhanger, aber damit hatte ich schon gerechnet. Trotzdem hat es meine Neugier geweckt, so dass ich gern erfahren möchte, wie es weitergeht.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 8 eher kürzere Kapitel, die in der 3. Person Singular im Präteritum im personalen Erzählstil aus Florence Sicht geschrieben sind. Das hat mir gut gefallen, weil man Florence so in ihrem Denken und Handeln gut nachvollziehen konnte.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind individuell und authentisch und passen vom Ausdruck sehr gut zum Genre. Auch die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben mir gefallen, d.h. ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Die Darstellung der emotionalen Ebene fand ich persönlich jedoch nicht ausreichend, aber auch das ist meines Erachtens der Kürze dieses Romans geschuldet. Sehr gern wäre ich tiefer eingetaucht und hätte mit Florence mitgefiebert, aber es blieb keine Zeit eine Bindung zu ihr aufzubauen. Schade!

Mein Fazit nach 95 Seiten:

„Südsternjahre“ Band 1 zeigt sehr ehrlich, wie schwer Frauen es Ende des 19. Jahrhunderts hatten und wie abhängig sie von den Männern waren. Selbst Frauen, die intelligent waren und sich bestimmte Dinge erkämpft hatten (Florence beispielsweise, dass sie studieren durfte), hatten aber auch deutliche Grenzen durch die vorherrschenden Konventionen.

Wer einen historischen Roman sucht, der am Ende des 19. Jahrhunderts in Cambridge und Australien spielt und die Themen „Liebe“ und „die Rolle der Frau“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil Florence eine sehr starke und selbstbewusste Hauptfigur ist und für ihren Traum kämpft, weil ich die Settings mag und die Beschreibungen für meinen Geschmack auch gut gelungen sind und weil der Schreibstil mich sehr anspricht. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab für die fehlende Tiefe der Figuren und ein weiteres halbes Sternchen für die Kürze des Buchs.

Trotzdem ist es ein gelungener Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Rebecca Maly und den Edel Elements Verlag für diese Geschichte.