Rezension

Sehr lesenswert

Was ich nie gesagt habe -

Was ich nie gesagt habe
von Susanne Abel

Bewertet mit 5 Sternen

Ach wie schön, wieder von Gretchen zu lesen. „Stay away from Gretchen – eine unmögliche Liebe“ hat mich begeistert, ihr Schicksal mich so sehr berührt. „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schichsalsfamilie“ lässt mich wieder tief in Gretas Familie eintauchen.

Tom Monderath, der sich nie binden wollte, hat seine Einstellung diesbezüglich gründlich geändert, seit er mit Jenny zusammen ist. Er schwelgt im siebten Himmel, als unerwartet Henk auftaucht. Tom weiß zwar von seiner Halbschwester Marie, die in den USA lebt, aber ein weiteres Geschwisterkind, auch väterlicherseits, hat er nicht erwartet. Seinen Vater Konrad kann er nicht mehr befragen, er ist schon lange tot und so begeben sich Tom und Henk, die beiden Halbbrüder, auf Spurensuche, unterstützt von Jenny. Immer  mehr Halbgeschwister tauchen auf – nahm Vater es mit der ehelichen Treue nicht so genau? Seine Mutter Greta ist Tom keine Hilfe, sie taucht immer mehr in ihre eigene Welt ab.

Susanne Abel erzählt auf zwei Zeitebenen, die gut ineinander greifen. Alles beginnt 1933, als Konrad, der Conny genannt wird, fünf Jahre alt ist. Sein früh verstorbener Vater lässt ihn mit Mam und seinen zwei Geschwistern zurück. Die Nationalsozialisten haben das Sagen, schon den Kleinen trichtern sie ihr Gedankengut ein. Die Juden werden immer mehr geächtet, die Angst geht um. Unwertes Leben wird gnadenlos ausgemerzt, Euthanasie ist das Zauberwort.

Gretchens Lebensgeschichte wird in beiden Bänden erzählt, es sind Bruchstücke, die ineinandergreifen und so nach und nach ein gut nachvollziehbares Gesamtbild ergeben. Im ersten Band erfährt man von der jungen Greta und der kleinen Marie, von ihrer Zeit während des zweiten Weltkrieges, während der zweite Band sich eher um Konrad, Gretchens Mann und Toms Vater, dreht. Die Geschichte ist natürlich sehr viel komplexer, im Nachwort erzählt die Autorin, wie diese Story zu ihr fand.

Es gibt Dinge, die man für sich behält, tief in sich einschließt. Traumatische Erlebnisse, unsägliches Leid. Susanne Abel hat gründlich recherchiert, sie flicht die Verbrechen während der Zeit der Nationalsozialisten gekonnt ein, auch die künstliche Befruchtung mit allem, was dazu gehört, wird thematisiert.

Auch wenn ursprünglich keine Gretchen-Reihe geplant war, so hat mir dieser zweite Band Gretchens Schicksalsfamilie noch näher gebracht. Eine großartige Geschichte ist auserzählt, ich war bewegt und begeistert von der so berührenden und warmherzigen Erzählweise Susanne Abels. Und das wieder so gelungene Cover passt hervorragend zu Band 1. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!