Sehr persönliche Spurensuche
Bewertet mit 4 Sternen
Truman Capote, der legändere amerikanische Schriftsteller ist den meisten wohl durch sein Buch "Kaltblütig" bekannt, in dem er einen spektakulären Mordfall akribisch aufarbeitet, aber auch die Vorlage zu "Frühstück bei Tiffany" stammt aus seiner Feder. Natürlich kannte ich den großen Namen, muss aber zu meiner Schande gestehen, dass ich noch kein Buch des Autors gelesen habe, obwohl eben jenes "Frühstück bei Tiffany" schon länger auf meinem SUB schlummert. Hier nun bringt Anuschka Roshani dem Leser den Autor, sein Leben und sein Werk näher, begleiten wir sie doch auf ihrer Suche nach einigen verschollenen Kapiteln des wohl am meist polarisierenden Romans von Truman Capote, "Erhörte Gebete", in dem er schohnungslos und meisterlich den Blick auf die feine Gesellschaft lenkt, in deren Kreisen er gern gesehener Gast war.
Anuschka Roshani kennt sich aus mit dem Werk des Autors, hat sie doch mehrere seiner Bücher für den Kein & Aber Verlag herausgegeben. Sie ist glühende Anhängerin der These, dass der Autor sein spektakulärstes Buch durchaus beendet hat und die fehlenden Kapitel in einem geheimen Banktresor auf ihre Entdeckung warten. Einige Kapitel des Romans sind bereits vorab erschienen und haben für großes Aufsehen und den Ausschluss des Autors aus eben jenen elitären Kreisen geführt, über die er hier schreibt. Der Fund der fehlenden Kapitel käme einer Sensation gleich.
Die Autorin ist großer Fan Truman Capotes und seines Werks, das merkt man dem Buch auf jeder Seite an. Dementsprechend subjektiv sind auch ihre Betrachtungen in weiten Teilen des Buches. An sich finde ich das gar nicht so schlimm, schließlich ist das Buch keine Biografie und soll das Leben des Autors nicht neutral und wertfrei ablichten. Vielmehr handelt es sich hier um eine Spurensuche, die Suche nach Hinweisen auf die angeblich existierenden Manuskripte. Hilfe verspricht sie sich hierbei von Freunden und Wegbegleitern von Capote, von denen es leider nicht mehr all zu viele gibt. So besucht sie in den USA die Ziehtochter des Autors, oder auch seinen Anwalt und Nachlassverwalter, um mit ihnen zu sprechen.
Die Aufzeichnungen der Gespräche sind, ebenso wie die Rückblicke auf Capotes bewegtes Leben, gut zu lesen und machen neugierig auf den Autor und seine Bücher. Leider fehlt dem Buch so ein bisschen der rote Faden was die Zeitabläufe angeht und so springt die Autorin immer wieder zu den verschiedensten Ereignissen in Capotes Leben und damit auch zu den verschiedensten Personen, die zu diesem Zeitpunkt teil dieses Lebens waren. Es ergibt sich si zwar ein gewisses Bild, aber eben ein sehr lückenhaftes und eben wieder subjektives.
Die Arbeit und den Enthusiasmus der Autorin kann man nur bewundern. Sie begibt sich auf eine sehr persönliche Reise, angetrieben vom Wunsch, in Capotes umfangreichen Nachlass, Hinweise auf die Existenz der Romankapitel, oder deren Verbleib zu finden. Obwohl das Buch ein paar kleine Längen aufweist, habe ich sie auf dieser Reise gern begleitet und bin nun sehr neugierig auf den Menschen, den Autor Truman Capote geworden. Dankeschön dafür.