Rezension

Sehr philosophische Kindergeschichte

Hallo, ist da jemand? - Jostein Gaarder

Hallo, ist da jemand?
von Jostein Gaarder

Bewertet mit 3 Sternen

Der 8-jährige wird von seinem Vater mitten in der Nacht geweckt, weil die Eltern ins Krankenhaus müssen - er wird ein Geschwisterchen bekommen. Joakim bleibt alleine, bis am frühen Morgen seine Tante eintrifft um auf ihn aufzupassen. Doch noch bevor seine Tante da ist, sieht er aus seinem Fenster etwas merkwürdiges - ein Junge scheint vom Himmel herabzufallen und landet kopfüber hängend im Apfelbaum. Es ist Mika, der vom Planeten Eljo aus einer anderen Galaxie kommt. Gemeinsam verbringen die beiden den Tag, immer darauf bedacht, dass Joakims Tante Mika nicht sieht. Sie erklären einander ihre Welten, besonders die Entstehung der Lebewesen, stellen kleine Unterschiede und viele Gemeinsamkeiten fest und lernen viel über sich und den anderen.

 

Sowohl die Handlung als auch die Erzählweise gehören eindeutig in die Rubrik "Kinderbuch". Es passiert einiges, ohne dass es besonders spannend wird. Die Geschichte beginnt und endet wie ein Brief, die der inzwischen ältere Ich-Erzähler Joakim an seine 8-jährige Nichte schickt, ein Brief in dem er seine Erinnerungen an diesen Tag beschreibt. Die ganze Handlung ist sehr Kind-gerecht beschrieben.

Inhaltlich empfand ich es als deutlich schwieriger. Zuerst machte mich das Wissen vom 8-jährigen Joakim stutzig, wie detailliert er über die Entstehung der Lebewesen, die Aufteilung aller Tiere und Pflanzen in sehr viele Zellen und die Fortpflanzung der einzelnen Tiere und auch Menschen kennt. Das halte ich für ein Kind in dem alter unrealistisch - was es wiederum auch schwierig macht das Buch als Kinderbuch abzutun. Ich denke, dass viele Kinder im Grundschulalter einen Großteil der Erzählung einfach noch nicht verstehen würden. Das gleiche gilt für den Jungen Mika. Und das gleiche gilt für die vielen philosophischen Ansätze. Das Buch bietet einem Erwachsenen viele intelligente und fast mystische Denkansätze über das Sein, die Existenz eines Gottes, die Entstehung von Leben. Wie aber, frage ich mich, sollen Kinder diese Denkansätze verstehen? Wie sollen sie die Gedankengänge von Joakim und Mika nachvollziehen können?

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, besonders da es mich selbst auch zum Denken angeregt hat. Die Kindgerechte Sprache hat mich dabei nicht gestört, ist mir aber doch immer wieder aufgefallen. Ich finde es gut, dass der Autor mit diesem Buch den Leser dazu bringt, sich die Natur mal genauer anzusehen, nicht alles für selbstverständlich hinzunehmen und einem damit ein Stück weit die Augen öffnet.

Für die meiner Meinung nach eher unpassende Kombination aus kindgerechter Darstellung und intellektuell hohem Anspruch gibt es von mir jedoch Punktabzug in der Bewertung.