Rezension

Sehr poetischer Erzählstil, aber Geschichte hat mich nicht so ganz überzeugt

Die Nacht der Zugvögel - Franziska Fischer

Die Nacht der Zugvögel
von Franziska Fischer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt: Leo und Viola, zwei junge Leute, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, die sich nur kurz begegnen, aber doch durch Briefe, die sie nicht abschicken, in Beziehung bleiben. Man erfährt in diesem Roman parallel ihre Geschichte: Viola, die auf dem Weg zur Beerdigung ihrer vor langer Zeit verschwundenen Schwester ist und Leo, der mit seiner Mitbewohnerin Sari deren Bruder Akuma sucht, der ebenfalls nun verschwunden ist...

Der Erzählstil ist sehr poetisch. Hier passt jedes Wort. Die Metaphern und Vergleiche sind sehr gelungen. Das hat mir sehr gefallen, wenn auch die Grundstimmung des Romans durchweg sehr düster und depressiv ist.

Die Figuren mit ihren Motivationen, allen voran den Hauptfiguren Leo und Viola, waren gut und überzeugend gezeichnet und wirkliche Charaktere, keine Stereotypen.

Was mir leider nicht so gut gefallen hat, ist die Geschichte und vor allem ihre Auflösung bzw. ihre teilweise Nicht-Auflösung. Es ist mir schon in neuen Romanen der letzten Zeit (z. B. bei "Der Dieb in der Nacht" von Katharina Hartwell) öfters aufgefallen, dass oftmals nur Andeutungen gemacht werden, Mutmaßungen in den Raum geworfen werden, die dann wieder zurückgenommen werden, Rätsel und Belanglosigkeiten so vermischt werden, dass man nicht mehr weiß, was nun wichtig ist. Das ist in gewissem Grade für die Spannung geeignet, aber wenn es zu häufig, wie hier, auftritt, dann verunsichert und verwirrt es den Leser nur. 

Etwas mehr Informationen zu den Verschwundenen und weniger Nebenschauplätze und Nebenfiguren und deren Alltage und Lebensgeschichten hätten dem Buch meiner Meinung nach gut getan. 

Mein Fazit ist durch die Diskrepanz von Inhalt und Form etwas zwiegespalten: Vom Stil her ist der Roman 1A, da gibt von meiner Warte nichts zu meckern. Vom Inhalt bin ich dagegen, gerade auch nach der Leseprobe, eher etwas enttäuscht.