Rezension

Sehr schön

Sag nicht, dass du Angst hast - Giuseppe Catozzella

Sag nicht, dass du Angst hast
von Giuseppe Catozzella

Meine Meinung
Wie oft habe ich schon von dieser Thematik gehört?  Menschen, die auf der Flucht sind und ihr Leben im Mittelmeer lassen. In den Medien kommt ja viel. Meist hab ich es nach ein paar Minuten wieder vergessen. Das geht in diesem Fall aber nicht. Ich hab die Bekanntschaft mit Samia gemacht. Guiseppe Catozella hat mir Samias Geschichte erzählt .....
Schon als kleines Mädchen hatte die Somalierin immer den Drang zum Laufen. Zielstrebig hat das kleine Mädchen mit ihrem besten Freund Ali ihre Runden gedreht. Das war nicht leicht! Somalia steckte mitten im Bürgerkrieg. Beim Laufen mussten die Beiden darauf acht geben, auf keine Minen zu treten. Mit den Milizen war auch nicht zu spaßen. Ein Gewehr war schnell im Einsatz. Es spielte keine Rolle, dass es sich oft um Kinder handelte.
Trotz der verheerenden Umstände, war Samia ein glückliches Mädchen. Ihren Vater fand ich einfach nur toll. Er hat seinen Kindern die Entscheidung gelassen, wie sie leben wollen. Auch Vorurteile waren ihm fremd. Normalerweise durfte Aabe mit seinem besten Freund nicht befreundet sein ...... Besonders Samia hat er unterstützt. Er hat sie, in ihrem Glauben eine gute Läuferin zu werden, immer bestärkt. Als er ihr ein paar neue Turnschuhe und ein weißes Stirnband geschenkt hatte, machte er aus Samia das glücklichste Mädchen der Welt. Sie schaffte es auch tatsächlich bis nach China zur Olympiade  .......
Ich fand die Familie so richtig zum Wohlfühlen. Ihre Schwester Hodan beglückte die Familie mit ihrem Gesang. Die Beziehung zu Somia war besonders innig. Ein gemeines Verbrechen hat der Familie viel Leid zugefügt .....
Das Buch ist wahnsinnig schön geschrieben; jedoch auch unheimlich traurig. Was Samia mitmachen musste, hätte für mehrere Leben gereicht. Ihre Flucht in ein besseres Leben war mehr als menschenunwürdig. Mit 20 Jahren hatte sie versucht nach Italien zu flüchten. Eigentlich hatte sie es fast geschafft .....
Fazit
Ein Buch, dass man unbedingt gelesen haben sollte. Samias Geschichte ist mir unheimlich nahe gegangen. Mit ihrem Ehrgeiz hätte sie es bestimmt weit gebracht, wenn ihr nicht so viele Steine in den Weg gelegt worden wären.
Man bekommt eine ganz andere Sichtweise zu Flüchtlingen. In Europa sehen wir ja leider immer nur die Umstände, die Flüchtlinge machen. Integrationsprobleme, Sprachschwierigkeiten und der Kostenfaktor sind in aller Munde. Das sind ja auch Probleme; jedoch wird uns selten bewusst, was diese Menschen für einen Leidensweg hinter sich haben.
Beim Lesen ging mir oft durch den Kopf, dass dieses Drama nur eins von Tausenden ist. 
Samia hatte ein entbehrungsreiches und trotzdem glückliches Leben. Familie wird in Somalia groß geschrieben. 
Mein Lieblingszitat aus dem Buch, als Samia ihren Vater einmal fragte, warum er sich nie beklage >>Wer jammert, will nur nicht ändern, woran er keine Freude hat<<.

Dieses Zitat hat mir das Gefühl gegeben, dass auch die Menschen in Somalia erfolgreich im Verdrängen sind: >>Irgendeiner starb eben immer, irgend ein anderer hinterließ Eltern, Kinder Verwandte und Freunde.
Aber plötzlich waren wir selber die anderen und der Tod holte sich seine ganze Bedeutung zurück ...... <<.

Wer zuviel jammert, hat dieses Buch noch nicht gelesen. Der hatte nie ein Verbot an´s Meer zu gehen. Der musste nie beim Laufen darauf achten, von einer Mine zerfetzt zu werden. 
Wenn ich ich wieder mal am Nörgeln bin, werde ich ein paar Seiten von diesem Buch lesen.
Danke Guiseppe Catozella 

Cover, Schreibstil und Thema verdienen nur eins: 5 Sterne