Rezension

Sehr schöne Geschichte

Bis zum Himmel und zurück - Catharina Junk

Bis zum Himmel und zurück
von Catharina Junk

Bewertet mit 5 Sternen

Gefühlvolle und zu Herzen gehende Geschichte über selbst auferlegte Schuld und Buße, aber auch über Freundschaft und neuen Lebensmut!

Katja Erlen ist Ende zwanzig, Drehbuchautorin und lebt alleine – also eigentlich. Nach einem schrecklichen Erlebnis in ihrer Kindheit und einen daraus resultierenden Klinikaufenthalt ist ihre Familie zerbrochen, sie ist schnellstmöglich ausgezogen und hat sich inzwischen, 15 Jahre später, recht gemütlich in ihrem Leben eingerichtet, indem sie jedwede Gefühlsregung weggeschlossen hat und alles vermeidet, was eine solche auslösen könnte. Eine engere Bindung hat sie nur zur zu ihrer besten Freundin Alexa. Selbst ihr Freund Ratko kommt nicht wirklich an sie ran. Als sie einen Anruf von ihrer Mutter erhält mit der Nachricht, dass ihr Vater, der wieder geheiratet hat, aufgrund eines Schlaganfalles im Koma liegt, steht für sie sofort fest: Von ihr ist kein Besuch zu erwarten. Da steht auf einmal ein 12jähriger Teenager vor ihrer Tür und behauptet ihre Halbschwester zu sein. Von dem Tag an steht Katjas Leben auf dem Kopf und nichts ist mehr, wie es war....

Sehr berührende Geschichte über Trauer, über die Verarbeitung von Traumata, über Familie und Freundschaft und über Buße. Ein Roman, der den Leser in ein Wechselbad der Gefühle stößt, der humorvoll, witzig, einfühlsam geschrieben ist und der einen in einem Augenblick zum Lachen, im nächsten zum Heulen bringt – ob aus Rührung oder aus Wut oder Trauer und Mitleid. Ich muss gestehen, dass mich die Geschichte richtig überrascht hat – nach dem Klappentext hätte ich eine sicherlich unterhaltsame, aber eher seichte Liebesgeschichte erwartet. Dies ist jedoch viel mehr. Die Verzweiflung und die selbst auferlegte Buße der Hauptfigur Katja ist dermaßen greifbar, dass man mehr als einmal zwischen schütteln und in-den-Arm-nehmen schwankt und ihr unbedingt helfen möchte. Ich habe dermaßen mit ihr mit gelebt, dass ich sie jetzt als sehr gute Freundin ansehe. Die Autorin versteht es hervorragend, ihre Charaktere und deren Gefühlswelt feinfühlig und dennoch stark zu zeichnen und sie sehr real darzustellen. Dies und ihr sehr eingängiger, einerseits lockerer, aber eben auch sehr auf die Figuren ausgerichteter Schreibstil machen dieses Buch zu einem Pageturner. Zugegeben – man muss schon ein kleines bisschen masochistisch veranlagt sein und die wechselvollen Gefühle zulassen wollen, um da durchzuhalten. Es ist eben nicht romantisch und alles Friede-Freude-Eierkuchen und man weiß auch nicht unbedingt sofort, worauf alles hinausläuft, sondern es geht um ein nie verarbeitetes, knallhartes Kindheitstrauma, um ein Kind, das dreifach verlassen wurde, das eine Mauer um sich herum errichtet hat und das als Erwachsene so voller Selbstverachtung ist, dass ihr ihrer Überzeugung nach sowieso nie etwas Gutes geschehen kann, denn das hat es nicht verdient. Das macht so traurig, dass man wirklich mehr als einmal zum Taschentuch greifen muss.

Natürlich ist die Geschichte auf Hauptfigur Katja ausgerichtet, ihre Geschichte wird erzählt, aus ihrer Perspektive wird berichtet. Ich fand jedoch auch alle anderen Charaktere sehr inspirierend und vielschichtig und oftmals auch sehr überraschend. Die neue Frau des Vaters ist eben keine Zicke, die Halbschwester ist bezaubernd, Freund Ratko beweist doch noch so etwas wie Rückgrat und die Mutter kämpft ebenso mit den Dämonen der Vergangenheit wie ihre Tochter. In dem Zusammenhang hat mich übrigens besonders Freundin Alexa begeistert – auch eine leidvolle Geschichte, aber ein erfrischender trockener Humor und ungeheure Lebenslust und im Übrigen der Beweis, dass man lieber nicht so viele Freunde hat, dafür aber die richtigen.

Fazit: Sehr zu Herzen gehender Roman über die selbst auferlegte Buße einer tief empfundenen Schuld, aber auch über die Verarbeitung eines Traumas, über ein neues Selbstbewusstsein und über Freundschaft und Liebe. Mitunter wirklich sehr traurig, aber auch voller Humor und zum Schluss auch sehr hoffnungsvoll. Nichts für Fans der seichten Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte, die nachhallt. Schöööön!