Rezension

Sehr schönes, bewegendes Jugendbuch über Mobbing

Lab Partners - Mora Montgomery

Lab Partners
von Mora Montgomery

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Jugendbuch handelt von Elliot, einem jungen Mann im letzten Jahr seiner Highschool. Es ist aus Elliots Perspektive geschrieben, was dafür sorgt, dass man sich sehr gut in ihn hineinversetzen kann und schon nach kurzer Zeit starke Sympathie für ihn empfindet. Der Schreibstil ist sehr angenehm und einem Jugendbuch entsprechend gut verständlich.
 
Elliot ist ein Einzelgänger, der in der Schule zwar einige Freunde hat, aber niemanden, mit dem er wirklich viel Zeit verbringt und den er als engen Freund bezeichnen würde. Er wird regelmäßig von einer Jungengruppe schikaniert und drangsaliert, was zusätzlich dafür sorgt, dass die meisten Schüler Abstand zu ihm halten. In den Mittagspausen sitzt er meistens allein am Esstisch oder gesellt sich zu einer Freundin seiner Schwester.
Auch von seiner Familie hat er sich eher zurückgezogen, wenn auch unfreiwillig. Elliots Zwillingsschwester ist hochintelligent und studiert bereits, weshalb sie oft lernen muss und nur wenig Zeit für ihn hat. Seine Eltern sind beide Workaholics und kommen erst spät am Abend nach Hause. Elliot kocht gern und bereitet für alle das Abendessen zu, doch meist bleiben nur wenige gemeinsame Minuten, die ernsthafte Gespräche unmöglich machen. Er weiß nicht, was er nach der Highschool studieren möchte, und macht sich Sorgen aufgrund der hohen Erwartungen an ihn. Schnell gewinnt man den Eindruck, dass Elliot allein gelassen wird und sich nicht traut, seine Eltern mit seinen Problemen zu belasten.
 
Als Jordan an Elliots Schule kommt, zeigt dieser sofort Interesse an einer Freundschaft mit Elliot. Er lässt sich weder von Elliots abweisender Art, noch von seinen Peinigern einschüchtern. Mir hat sehr gefallen, wie Jordan um Elliots Freundschaft kämpft, weil er merkt, dass Elliot einen Freund braucht und weil er ihn ernsthaft kennenlernen will. Elliot, der zu Beginn des Buches teilweise depressiv erscheint, erlebt nach langer Zeit wieder, dass sich jemand ernsthaft für ihn interessiert. Zu sehen, wie Elliot langsam aufblüht und anfängt, Jordan zu vertrauen, war herzerwärmend für mich.
Auch wenn zwischen Elliot und Jordan Liebesgefühle entstehen, ist nicht die Liebe, sondern ihre Freundschaft zueinander das zentrale Thema des Buches. Es handelt sich hier um eine Geschichte, die von einem alleingelassenen, schikanierten Jungen erzählt, mit dem sich wahrscheinlich fast jedes Mobbingopfer identifizieren kann. Die Intensität der Attacken auf Elliot nehmen im Verlauf der Geschichte zu, er wird mehrfach körperlich verletzt und erniedrigt, weshalb ihm der Aufenthalt in der Schule immer mehr zu schaffen macht. Und als er schließlich realisiert, in welche Richtung Jordans Gefühle wandern, stürzt ihn das in eine Identitätskrise und schürt die Angst, nun noch mehr Anfeindungen ausgesetzt zu sein.
 
Mich hat das Buch vom Anfang bis zum Ende gefesselt und mehrfach sehr ergriffen. Die Attacken auf Elliot waren teilweise wirklich heftig und schwer auszuhalten, so dass ich es erst ab 12 oder 13 Jahren empfehlen würde. Nicht ganz begeistern konnte mich das Ende, da mir die Problematik Mobbing zu unrealistisch aufgelöst wurde. Die "Racheaktion" war meiner Meinung nach zu übertrieben und für Jugendliche, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, wird es wohl kaum so rundum positiv enden. Auch wurde die Elternverantwortung nicht thematisiert und diese Problematik einfach übergangen.
Insgesamt endet das Buch jedoch sehr schön und zufriedenstellend, und insbesondere die Freundschaft / Liebesgeschichte zwischen Elliot und Jordan, die das gesamte Buch trägt, wurde schön und angemessen abgeschlossen.
 
 
Fazit:
Ein wirklich schönes Jugendbuch zu den Themen Mobbing, Homosexualität und Outing, in dem Freundschaft eine sehr große Rolle spielt. Ich kann das Buch jedem Interessierten ans Herz legen und vergebe sehr gute 4,5 Sterne.