Rezension

Sehr schwermütige Geschichte

What if we Drown - Sarah Sprinz

What if we Drown
von Sarah Sprinz

Bewertet mit 4 Sternen

Hochemotional, schwermütig und herausfordernd. Der Schwerpunkt lag mehr auf einer Traumaverarbeitung als auf einer Liebesgeschichte.

Laurie flüchtet aus ihrem alten Leben in Toronto. Sie kann den Tod ihres Stiefbruders nur schwer verkraften und möchte durch einen Ortswechsel einen Neustart wagen. Der anstehende Studienbeginn im Fachbereich Medizin kommt ihr da gerade recht. Als sie kurz vor ihrem ersten Studientag auf dem Fakultätsgelände der Universität Vancouver auf den angehenden Arzt Sam trifft, sprühen zwischen den beiden sofort die Funken. Doch es gibt etwas, das Laurie nicht von Sam weiß und das ihre Beziehung tief erschüttern wird.

Ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer zu dieser Geschichte einen Kommentar abzugeben. Wie kann ich eine Handlung oder den Verlauf einer Beziehung beurteilen oder bewerten, die auf dem Fundament eines tragischen Unglücks aufgebaut ist und die Figuren individuelle Wege zur Heilung finden? Jeder reagiert auf seine Weise, entlädt und verarbeitet seine Emotionen und Gefühle im Laufe der persönlichen Trauerarbeit. Wie kann ich beurteilen, ob mir dies gefällt oder nicht? Trotzdem versuche ich meine Eindrücke zu diesem Buch zu schildern und hoffe dabei niemanden zu verletzen oder zu beleidigen.

Für mich war diese Geschichte weniger ein Liebesroman, sondern sie erzählte mehr den steinigen Weg einer Traumabewältigung. Spürbar überschattet von Schuldgefühlen und Hilflosigkeit zeigt uns die Autorin eine Protagonistin, die vor den Folgen eines Verlustes und der daraus resultierenden Perspektivlosigkeit fliehen will, die aber anstatt der erhofften Freiheit, ein lautes, reinigendes Chaos findet. Ich war begeistert, wie Lauries innerer Aufruhr sich im Außen, meist in Interaktionen mit Sam, widerspiegelte. Diese unfassbare Verwirrung, dieses Chaos, dieses reinigende Gewitter hat Sarah Sprinz fantastisch transportiert! Mir war nur leider diese geballte Kraft an Gefühlen aus Wut und Hass, Liebe und Zuneigung, fast zu viel. Stellenweise fand ich es unerträglich, fast übersteigert. Für mich steht fest, dass Laurie keine meiner Lieblings-Protagonistinnen werden wird. Im Laufe des Buches entwickelte sie sich meiner Meinung nach mehr und mehr zu einer ständig jammernden, theatralischen Person mit hinterhältigen und selbstsüchtigen Zügen. Der arme Sam hat mir richtig leidgetan. Selbst am Ende der Geschichte konnte ich ihr leider, trotz ihrer Trauer und ihrer Bemühungen, keine echte Sympathie mehr entgegen bringen. Ihr Verhalten fand ich seltsam und der Aufhänger des ganzen Dramas zwischen Laurie und Sam war an den Haaren herbeigezogen. Zusätzlich das fragwürdige Verhalten von Lauries Eltern... das schien mir dann doch etwas zu konstruiert und die Theatralik nahm zum Ende hin auch immer mehr zu.

Die erste Hälfte des Buches war wirklich sensationell, leider wurden in der Folge ein paar Schippen zu viel draufgelegt.

Ein schwermütiges Buch mit einer unfassbar leidenden Protagonistin. Gut gefühlt habe ich mich zu keinem Zeitpunkt der Lektüre, die Schwermut schwang hintergründig ständig mit. Sensible Leser sollten dies vorab wissen, falls sie sich für das Lesen dieser Geschichte entscheiden. Ich vergebe 4 Sterne für den guten Schreibstil und die Idee. Das Verhalten der Figuren werde ich nicht in meine Wertung mit einfließen lassen.