Rezension

Sehr spannend!

Bird Box - Schließe deine Augen
von Josh Malerman

Bewertet mit 4 Sternen

 Malorie lebt mit ihren zwei kleinen Kindern allein in einer Welt, in der man nur in den eigenen vier Wänden einigermaßen sicher ist. Draußen geht etwas um, das einen, sobald man es sieht, verrückt macht und bewirkt, dass man andere und schließlich sich selbst grausam tötet. Viele Menschen sind gestorben, die Infrastruktur zum Erliegen gekommen und schon die Versorgung mit Wasser oder Nahrung ein gefährliches Unterfangen, sobald man das Haus verlässt, muss man die Augen geschlossen halten.

Von Anfang an hat der Roman eine sehr beklemmende Atmosphäre, allein die Vorstellung, blind zu sein bzw. die Augen nicht öffnen zu dürfen, egal was man hört oder spürt, und nicht zu wissen, was um einen herum passiert, ja, nicht einmal zu wissen, was überhaupt die Bedrohung ist, ist für mich fast schon unerträglich. Josh Malerman arbeitet zudem mit vielen Rückblenden, in die Zeit, als alles anfing, in die Zeit, als Malorie schwanger war und noch andere Menschen um sich hatte – und da man schon weiß, dass sie am Ende mit ihren Kindern alleine ist, ist man umso gespannter, was passiert sein könnte. Dazu trifft Malorie eine Entscheidung, die die Spannung noch zusätzlich hochtreibt, so dass der Spannungsbogen erst ganz gegen Ende wieder nach unten zeigt.

Apropos Ende: Es wird sicher nicht jeden zufriedenstellen, ich finde es ganz passend, wenn gleich auch ich es mir etwas anders gewünscht hätte. Immerhin bietet es Platz für eine Fortsetzung, die, wie der Autor in einem Interview verlauten ließ, auch nicht ganz unmöglich ist.

Der Roman wartet mit einer ganzen Reihe Charakteren auf, die aber genretypisch recht oberflächlich bzw. fast schon klischeehaft gezeichnet werden, zumal größtenteils aus Malories Perspektive erzählt wird, man die Anderen somit vorwiegend aus ihrer Sicht kennen lernt. Malories Gedanken und Emotionen lernt man dagegen ganz gut kennen.

In manchem hat mich der Roman an Stephen King erinnert, etwas bricht ein in die ganz alltägliche Welt der Protagonisten und wächst sich zu etwas Lebensbedrohlichem aus. Da Protagonisten und Leser auf dem gleichen Wissensstand sind, wirkt sich die Bedrohung auch auf den Leser aus, man fühlt und bangt und hofft mit den Protagonisten. Das hat Josh Malerman gut hinbekommen, allerdings wird es, auch ähnlich wie bei King, am Ende etwas sehr abgehoben, sehr ins Unwahrscheinliche driftend, hier wäre weniger mehr gewesen, hätte einen noch mehr gepackt. Unwahrscheinlich kann auch lächerlich wirken oder zumindest ein Stirnrunzeln hervorrufen …

Erzählt wird im Präsens, das macht die Erzählung noch eindringlicher und passt daher sehr gut. Da wir uns mit dem Roman eher im Horrorgenre bewegen, gibt es auch eine Reihe sehr blutiger, bisweilen ins Eklige spielende Szenen, das mag sicher nicht jeder.

Insgesamt hat mir der Roman wirklich gut gefallen, mich von der ersten Seite an gepackt und das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Hätte der Autor nicht gegen Ende etwas das Maß verloren, volle Punktzahl wäre ihm sicher gewesen. So gibt es zwar einen Punktabzug, aber trotzdem eine Empfehlung für Genrefans und auch für solche, die gerne sehr spannende Romane lesen und vor blutigen Szenen nicht zurückschrecken.