Rezension

Sehr spannend

Die Wahrheit ist eine Wasserleiche - Mart Schreiber

Die Wahrheit ist eine Wasserleiche
von Mart Schreiber

Kaum ist Marlies von Ihrem Sabbatical zurück, wird Manfred, ihre Vertretung im Kunstunterricht, wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs verhaftet. Marlies zweifelt an seiner Schuld und besucht ihn in der Untersuchungshaft. Sie kennt die Tochter, da sie für kurze Zeit ihre Schülerin war und weiß um ihre psychischen Probleme. Als Manfred wieder aus der Untersuchungshaft entlassen wird, kommt es zu einem Eklat bei einem Treffen mit seiner Tochter und Marlies. Als Frau des Majors Machler von der Mordkommission gerät sie in die Fänge dieses Kriminalfalls, der letztlich in nicht nur einen Mordfall mündet. Joe Machler ist ziemlich sauer auf seine Frau, die seinen Ruf ramponiert und die er auch verdächtigt, mehr als eine kollegiale Sympathie für Manfred zu empfinden. Schließlich beginnt Marlies auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei wird sie letztendlich auch von ihrem Mann unterstützt, der wegen Befangenheit aus dem Fall abgezogen wird.

*Meinung*
»Die Wahrheit ist eine Wasserleiche« ist der zweite Teil der Reihe 'Die Frau des Kommissars'. Zugegeben, das Cover ist kein Eyecatcher, aber der originelle Titel und die Beschreibung, die mich mindestens in drei Punkten hellhörig werden ließ, weckten mein Interesse. Zudem rezensiere ich noch nicht lange und wollte einfach mal Erfahrungen mit mir unbekannten Autoren sowie Verlagen machen. Aufgrund der Corona-Krise kam das Buch mit Verspätung an, und zwar an einem Tag, als ich gar nicht mehr damit rechnete. Der Autor bot meinen Mitlesern und mir wenige Tage zuvor das eBook an, weil er befürchtete, dass das Buch gar nicht mehr versendet werden würde. Das rechne ich ihm und dem Verlag hoch an. 

Als ich dann mit dem Lesen begann, fühlte ich mich sofort daheim und verstanden. Das mag für Außenstehende nicht nachvollziehbar sein, aber Mart Schreiber hat beinahe alle Namen, die in meiner Familie vorkommen, in diesem Buch untergebracht: Marlies - meine ältere Schwester, Manfred - mein Vater, Gerda - meine Tante, nur um einige zu nennen. Hinzu kommt, dass Marlies Kunst unterrichtet. Die Anschuldigungen und der Verlauf der Handlung haben in mir große Emotionen frei gelassen, weil sie mich stark an meine eigene Vergangenheit erinnerten. 

Nicht nur die Charaktere, auch die Sprache ging mir sehr nahe. Sie entspricht meiner Generation oder zumindest kann ich sie jenen Menschen zuordnen, die mich eine lange Zeit begleitet haben. Bestimmte Begriffe und Formulierungen erinnerten mich ständig an meine Mutter. Auch dass die Figuren aufgrund ihrer unterschiedlichen Temperamente aneinander geraten, ist allzu logisch.

Meiner Meinung nach hat der Autor die Spannung sehr geschickt aufgebaut. Die Auflösung mag vielleicht etwas absurd erscheinen, aber insgesamt hat mir dieser Kriminalroman sehr gut gefallen. Es ist Trivialliteratur, sie dient der Unterhaltung. Diese ist dem Autor meiner Meinung nach bestens gelungen. Er hat sich die literarische Freiheit erlaubt, die einen guten Autor zusteht.

*Fazit*
Mich hat die Handlung sehr mitgenommen, begeistert, aber auch nachdenklich gestimmt. Und auch wenn das Cover kein Hingucker ist, so vergebe ich gerne 5 Sterne, weil das Buch als Gesamtprodukt überzeugt. Ein herzliches Dankeschön an Mart Schreiber sowie an den myMorawa-Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar, gerne bin ich beim nächsten Mal wieder dabei.

© 2020 Frau-mit-Hut