Rezension

Sehr spannend

Grado in Angst -

Grado in Angst
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es tut uns allen hier sehr leid, aber Ihre Freundin ist vor einer Stunde gestorben...“

 

Commissaria Maddalena wacht schweißüberströmt auf. Was sollte dieser Alptraum? Sie kann sich keinen Reim darauf machen

Mit Maddalenas Traum in kursiver Schrift beginnt ein fesselnder Krimi. Der hohe Spannungsbogen wird nicht nur durch die äußeren Umstände verursacht, sondern durch die psychischen Befindlichkeiten der Protagonisten, an denen die Autorin mich teilnehmen lässt. Der Schriftstil ist sehr exakt ausgearbeitet.

 

„...Ich sollte eigentlich noch zwei Ehepaaren aus Deutschland Wohnungen zeigen, aber irgendwie fühle ich mich heute schlapp, also hab ich`s auf morgen verschoben...“

 

Es sind die letzten Sätze in einem Telefongespräch zwischen Maddalena und ihrer besten Freundin Bibiana. Bibiana will sich kurz ausruhen, bevor sich die beiden auf einen kurzen Trink treffen und dann zusammen zur Yogakurs gehen. Doch Bibiana erscheint nicht. Kurze Zeit später wird sie mit einem Notarztwagen in die Klinik gebracht. Der Arzt diagnostiziert Gebärmutterhalskrebs. Vor kurzem war schon eine junge Frau aus dem gleichen Kurs an diesem Krebs verstorben. Bei Maddalena läuten alle Alarmglocken.

Fabrizio, Bibianas Mann, steht völlig neben sich. Er verlässt sich darauf, dass sich Maddalena um seine kleine Tochter kümmert. Er will das Krankenzimmer seiner Frau nicht verlassen. Natürlich ist das Kind verstört, deren beide Eltern nun verschwunden sind. Stella, die Frau eines Kollegen von Maddalena, nimmt sich des Mädchens an. Sie hat es angeboten, das Maddalena ja arbeiten muss und keine Erfahrung mit traumatisierten Kindern hat.

In dem Yogakurs ist auch Gianna, deren Mann als Gynäkologe arbeitet und kurzfristig eine Praxis in Grado eröffnet hat. Gianna hat den Schritt nie verstanden, denn er hatte eine gutgehende Praxis in Mailand. Jetzt vermutet sie sogar, dass er ein Verhältnis mit seiner Sprechstundenhilfe hat. Früher hat sie selbst diese Arbeit gemacht, aber nach der Geburt ihres Sohnes sollte sie sich nur um ihn kümmern. Einmal misstrauisch geworden, fallen ihre weitere Dinge ein. Waren die beiden frauen nicht Patienten ihres Mannes? Warum hat er die Krankheit nicht erkannt?

Die Autorin versteht es, die Spannung hochzuhalten, auch als schon klar ist, wohin der Hase läuft.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was Geldgier bewirken kann.