Rezension

Sehr spannend, aber nichts für schwache Nerven

Sag kein Wort - Raphael Montes

Sag kein Wort
von Raphael Montes

Bewertet mit 4 Sternen

Als Téo auf einer Geburtstagsparty auf Clarice trifft, ist er überzeugt, gerade seine große Liebe kennengelernt zu haben. Heimlich beginnt er, sie auszuspionieren und zu verfolgen, worauf sie ihm ganz deutlich mitteilt, dass eine Beziehnung zwischen ihnen niemals zu Stande kommen wird. Daraufhin schlägt Téo sie nieder und entführt Clarice in ein abgelegenes Hotel... .
Raphael Montes hat hier einen äußerst spannenden Psychothriller geschrieben, der mich von der ersten Seite an gepackt hat. Die Handlung kommt aus meiner Sicht sehr nahe an die Realität heran und ist deshalb auch oft ziemlich erschreckend und beklemmend, weil das Ganze wirklich so passieren könnte.
Der Protagonist Téo ist ein Medizinstudent, der auf seine Außenwelt intelligent, aber auch sehr in sich gekehrt wirkt. Bereits bevor er Clarice entführt, merkt man, dass etwas bei ihm nicht stimmt und er scheinbar überhaupt keine Empathie hat und sich in sein Gegenüber hinein versetzen kann. So scheint ihm gar nicht bewusst zu sein, was er seinem Entführungsopfer überhaupt antut. Er ist auf jeden Fall eine unheimliche Figur, gerade weil man ihn nicht einschätzen kann und er selbst nicht merkt, was er anrichtet.
Clarice dagegen ist eine junge und äußerst eigenwillige Frau, die mit ihrem starken Kampfgeist Téo an seine Grenzen bringt. Alle beide sind keine Sympathieträger, aber auf jeden Fall sehr interessante und spannende Figuren, die oft extrem reagieren und sehr viel Spannung in die Handlung hinein bringen.
Raphael Montes schreibt flüssig und gut lesbar, doch leider kann sich die Handlung auf den 311 Seiten nicht richtig entfalten. So sind manche Szenen sehr komprimiert und werden nicht ausreichend geschildert. Was dem Autor auf jeden Fall gelungen ist, sind die Gänsehautmomente, die sich wirklich durch das ganze Buch ziehen. Mir hat sehr gefallen, dass es immer wieder unvorhersehbare Wendungen und Überraschungen gibt. Selbst das Ende hätte ich so nie erwartet.
Insgesamt erhält man mit ,,Sag kein Wort" einen ungewöhnlichen Thriller, indem es allerdings auch oft brutal zugeht. Daher ist das Buch auch nichts für schwache Nerven. Mir persönlich hat die Geschichte gut gefallen, aber manchmal war es mir auch etwas zu heftig und an einigen Stellen habe ich mich richtig erschrocken. Gerne empfehle ich das Buch weiter an alle, die gerne spannende Thriller lesen.