Rezension

Sehr spannend, unheimlich und atmosphärisch dicht!

Lügengrab - Hendrik Berg

Lügengrab
von Hendrik Berg

Bewertet mit 5 Sternen

»Willst du wirklich nach Hooge?« sagte Harke auf einmal, ohne den Blick vom Horizont zu nehmen. Krumme nickte entschlossen. »Wieso nicht? Ich will einfach nur meine Ruhe und…« »Da ist etwas. Irgendetwas Böses. Etwas sehr Böses.«

Eigentlich möchte Krumme nur Urlaub machen. Der Berliner Kommissar ist nach einem privaten Unglück und einer schweren Verletzung im Dienst mehr als erholungsreif, wird von schlimmen Albträumen geplagt. Auf der kleinen Hallig Hooge erhofft er sich Ruhe und Entspannung. Den bösen Vorahnungen seines alten Bekannten Harke misst er keine Bedeutung bei. Jedenfalls zunächst nicht…

Auf der Fähre nach Hooge lernt er die junge Swantje kennen. Auch sie wird von einem traumatischen Erlebnis geplagt, hat die Hallig, ihr Zuhause, drei Jahre lang gemieden. Denn vor drei Jahren verschwand dort ihr Verlobter in der Nacht vor der Hochzeit spurlos…

 

Man ahnt es schon: Aus der dringend benötigten Ruhe für Krumme wird nichts. Dabei teilt er zunächst die Auffassung sämtlicher Menschen auf Hooge (mit Ausnahme von Swantje ;-), dass ihr Verlobter „kalte Füße bekommen“ habe und abgehauen sei. Doch mehr und mehr kann der ruhelose Ermittler in ihm sich nicht vor diversen Ungereimtheiten verschließen...

 

Meine Güte, war das spannend! Ich hatte zum Glück einen freien Tag, denn ich mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen!

Im Gegensatz zu Krumme weiß der Leser von Anfang an, dass tatsächlich „etwas sehr Böses“ auf Hooge droht, denn in Rückblenden, die sich durch das ganze Buch ziehen, wird man immer wieder Zeuge schrecklicher Morde, verübt von einem unbekannten Täter, der – so mein Eindruck – möglicherweise schizophren ist, sich aber auf jeden Fall nicht unter Kontrolle hat. Mein Gedankenkarussell begann sofort, sich zu drehen und mögliche Verbindungen zu Swantjes verschwundenem Verlobten zu konstruieren. Besonders gefiel mir, dass ich lange Zeit glaubte, bereits den Durchblick zu haben, um dann gegen Ende noch mal ordentlich überrascht zu werden. Klasse!

 

Wundervoll auch die Schilderungen von Landschaft und Natur. Unwillkürlich stellt sich beim Lesen Fernweh ein und ich war heilfroh, dass ich mich bereits auf einen anstehenden Nordsee-Urlaub freuen darf :) Man meint richtig, den Wind in den Haaren und das Salz auf den Lippen zu spüren, man hört das Kreischen der Möwen und sieht vor sich die Naturgewalt des Meeres. Die Atmosphäre, die geschaffen wird, passt hervorragend zum Handlungsverlauf und intensiviert ihn, von anfänglicher Idylle hin zu einer lebensbedrohlichen Sturmflut. Und natürlich, man ist schließlich im „Hoheitsgebiet“ des Klabautermanns, gibt es auch immer mal wieder etwas Unheimliches, leicht Mysteriöses. Vermutlich nur Albträume und Trugbilder, oder?

 

Mit Krumme ist hier ein sehr intelligenter Ermittler am Werk, der dank einiger menschlicher Schwächen noch sympathischer wirkt. Bei den übrigen Charakteren sind weitere sehr interessante dabei und ich freute mich besonders, dass Harke, den ich schon bei Krummes erstem Fall („Deichmörder“) kennenlernte, zumindest kurz auftauchte. Falls man den ersten Band noch nicht kennt, spielt das für das Verständnis von „Lügengrab“ keine Rolle, da die beiden Fälle völlig eigenständig sind.

 

Fazit: Sehr spannend, unheimlich und atmosphärisch dicht! Ich hoffe, Krumme fährt bald wieder an die Nordsee!

 

»Du bist ein Monster, sagte eine leise, aber deutliche Stimme in seinem Kopf. Wie ein Irrer hast du auf das arme Mädchen eingeschlagen! Du bist eine Gefahr für alle, die in deine Nähe kommen.«

Kommentare

hobble kommentierte am 19. Juni 2016 um 06:45

Na denn mal ran