Rezension

Sehr spannender Thriller, der auch gesellschaftliche Fragen anreißt

Aisha - Jesper Stein

Aisha
von Jesper Stein

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Warnung müsste aufgedruckt sein: nur anfangen, wenn man genug Zeit hat. Es ist ein Thriller, den ich atemlos spannend fand und den ich kaum noch aus der Hand legen konnte. Allerdings ist er nichts für Zartbesaitete.

Normalerweise beginnt man mit dem ersten Band einer Serie; dies ist der vierte, der aber problemlos für sich gelesen werden kann, Neugier auf die Vorgängerbände macht und das Bedürfnis weckt, den Hauptermittler näher kennenzulernen.

Das ist Axel Steen. Wer jetzt denkt: ach, schon wieder so ein kaputter Typ! Ja, das ist er, Alkohol, Drogen, im Moment gerade 'clean'. Wenn man sich aber vorstellt, Tag für Tag mit (un)menschlichen Abgründen zu tun zu haben, kann man verstehen, dass dies kaum auszuhalten ist und auch das Privatleben belastet. Seine psychischen und privaten Probleme nehmen im Thriller einen breiten Raum ein.

Nach einem Zusammenbruch ist er wieder da, noch ein wenig labil, noch geschwächt, aber unerbittlich, gradlinig und unbestechlich. Das MUSS zu Konflikten führen, zumal hier auch der dänische Geheimdienst involviert ist. Die Geschichte wird anfangs in zwei Handlungssträngen erzählt, in denen es auch im Islamisten und Terrorismus geht und darum, einen Anschlag zu verhindern.

Da stellt sich die ethische Frage, ob dafür alle Mittel Recht sind, ob alles erlaubt ist. Der Autor tritt für ethische Grundsätze und die Einhaltung von Gesetzen ein, auch in Person des Axel Steen, sonst "… sind wir kein Stück besser als die Psychopathen, die wir bekämpfen." (387)

In einem weiteren Themenkreis geht es um latenten Rassismus und die Ungleichbehandlung, die wir selbst den im Lande geborenen Menschen mit

Migrationshintergrund angedeihen lassen, hier in der sympathischen Person des Khalid. Er spricht mehrere Sprachen, ist intelligent, steht voll zu den westlichen Grundwerten, aber trotz aller Qualitäten hat er keine Aufstiegsmöglichkeiten. "Die Leiter hatte keine Sprossen mehr" (die Karriereleiter). Das mag erklären, warum sich weniger Gefestigte irgendwann resigniert der falschen Seite zuwenden.

Das alles macht den Thriller zu einem besonderen, der mehr zu bieten hat als schreckliche Morde, interessante Ermittlungsarbeit, gut ausgearbeitete Personen und einen furiosen Showdown. Sehr empfehlenswert.