Rezension

Sehr starker Thriller, der an die Nieren geht

Die Blutlinie - Cody Mcfadyen

Die Blutlinie
von Cody Mcfadyen

Agentin Smoky Barrett hat vor einem halben Jahr einen herben Schicksalsschlag erleben müssen, der sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Mit ihrem Psychiater kämpft sie darum, nicht den Verstand zu verlieren und zurück zur Arbeit zu gehen. Eine große Motivation erhält sie, als sie von der brutalen Ermordung ihrer besten Freundin erfährt. Sie kehrt zu ihrem Team zurück und muss sehr schnell feststellen, dass sie erstens die Dämonen der Vergangenheit nicht so einfach abschütteln kann und dass es zweitens kein Zufall war, dass ihre beste Freundin ermordet worden ist. Der Mörder will ein Spiel mit Smoky spielen. Wird sie am Ende gewinnen?
McFadyens erster Roman um Ermittlerin Smoky Barrett stand schon lange in meinem Bücherregal (wie so viele andere Bücher auch :D ). Ich habe schon so viel Gutes von McFadyens Büchern gehört und wurde nicht enttäuscht! Schade, dass ich sie nicht früher gelesen habe.
Fangen wir an mit Protagonistin Smoky. Smoky ist geschädigt. Ihre Vergangenheit verfolgt und hält sie von der Arbeit ab, auch wenn sie versucht, ins Leben zurückzufinden. Ermittler in Krimis und Thrillern haben meistens eine Macke, seien es private Probleme oder bestimmte Ticks. Manchmal macht das die Person sehr interessant, hin und wieder hat man aber auch das Gefühl, dass dieser Tick oder was auch immer erzwungen ist, um der Person auf Teufel komm raus etwas Besonderes zu verleihen. Schließlich gibt es Thriller und Krimis wie Sand am Meer, und irgendwie sollen sich die Ermittler von anderen unterscheiden.
Smokys Andersartigkeit konnte mich dagegen voll und ganz von sich überzeugen. Was mit ihr und ihrer Familie vor einem halben Jahr passiert ist, kommt erst nach und nach ans Licht, was vor allem daran liegt, dass sie selber versucht, das Erlebte zu verdrängen. Hinzu kommt, dass Smoky nicht so abgebrüht ist, wie es bei den meisten Ermittlern der Fall ist. Durch ihr Trauma hat sie große Schwierigkeiten, sich wieder in die Kriminalwelt einzufinden, und dass sie persönlich betroffen ist, macht die Sache nicht gerade einfacher. So hat sie viele Schwächemomente, aber auch viele starke, die sie immer weiter vorantreiben
 
Der Fall ist superspannend gestaltet. Mit dem ersten Schauplatz geht es bereits sehr grausam und blutig los, und dieses Niveau wird beibehalten. Gleichzeitig sind es nicht nur die brutalen Morde, die der Killer in seinem Repertoire hat, sondern er zielt außerdem darauf ab, das Ermittlerteam gegen sich aufzubringen, indem er sie persönlich verletzt und aggressiv macht.
Für mich war die Enthüllung des Mörders gegen Ende überhaupt nicht vorhersehbar und hat mich kalt erwischt. Die Geschichte hinter allem war düster und nachvollziehbar. Sie hat sich in tiefe menschliche Abgründe begeben und zu einem äußerst spannenden Finale geführt, das ich nicht so leicht vergessen werde.
 
Wie man sicherlich schon bemerkt hat, bin ich ein großer Fan des Buches gewesen. Ich könnte jetzt noch lang und breit von den Nebencharakteren berichten, die ebenfalls super ausgebaut gewesen sind, aber das würde ein wenig lang werden.
 
Stattdessen noch ein paar Worte zur Sprache. Thriller sind ja nicht immer unbedingt dafür bekannt, mit ihrem Schreibstil besonders herauszustechen. Meistens ist es eher der Fall, der den Leser überzeugen soll. Hier war es aber anders. Schon das erste Kapitel, in dem Smoky Barrett vorgestellt wird, konnte mich der Autor von seinem Können überzeugen. Ich bin mir sicher, er könnte sich auch in anderen Genres wohlfühlen, so angenehm war der Schreibstil. Mal ist er sehr nüchtern, dann wieder wird man in Smokys Gedankenwelt mitgenommen, wo sie mit ihrem Trauma klarkommen muss. Wirklich top!
 
Wer gerne Thriller liest und nicht davor zurückschreckt, wenn es mal ein bisschen blutiger als normal zugeht, dem sei Die Blutlinie wärmstens ans Herz gelegt! Ich jedenfalls bin ganz schnell zum Cody McFadyen Fan geworden!