Rezension

Sehr überzeugend

Shadow Falls Camp 01. Geboren um Mitternacht - C. C. Hunter

Shadow Falls Camp 01. Geboren um Mitternacht
von C. C. Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich vor zwei Monaten die Leseprobe zu “Geboren um Mitternacht” gelesen habe, wollte ich am liebsten gar nicht mehr aufhören, da mich das Buch von der ersten Seite an gefesselt hat. Leider hat es dann noch einmal weitere sechs Wochen gedauert, bis ich das Buch endlich lesen konnte. Dafür hat sich das Warten aber auch gelohnt. Die gesamte Geschichte konnte mit der Leseprobe mithalten und ich wollte mich gar nicht mehr von Kylie und dem Shadow Falls Camp trennen.

Was mich allerdings schon sehr gestört hat, ist die Tatsache, dass man dieses Buch oftmals mit der “House of Night”-Reihe vergleicht und damit auch leider richtig liegt, denn es gibt diverse Gemeinsamkeiten, die man nicht leugnen kann. Da ich die “House of Night”-Reihe ebenfalls bis zu einem gewissen Punkt gemocht habe, kann ich damit einigermaßen leben, allerdings ist dabei auch sehr auffällig, dass ausgerechnet die großen Kritikpunkte in “Shadow Falls Camp” übernommen wurden.
So findet man hier wieder eine Protagonistin, die sich zwischen den Männern nicht entscheiden kann und nicht weiß, wohin sie gehört und wo sie allgemein im Leben steht. Das ist zwar auch hier sehr interessant, aber dennoch musste ich beim Lesen immer daran denken, dass ich sowas ja eigentlich schon kenne.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. C. C. Hunter schreibt flüssig, benutzt eine angenehme Sprache und beschreibt das Camp und seine Bewohner dermaßen intensiv, dass ich mir quasi alles bildlich vorstellen konnte und das Buch stellenweise wie ein Film an mir vorbei lief.

Besonders gelungen sind die Charaktere, die mir fast alle sympathisch waren. Als Einzelpersonen sind sie allesamt interessant, sind sie jedoch in einer Gruppe, ist es zunächst schwer, sich auf sie einzulassen, weil sie dabei oftmals ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen.
Kylie ist ein Mädchen, dass es aktuell nicht leicht hat. Ihre Eltern lassen sich scheiden, ihre Beziehung zerbricht und sie wird zu einer Therapeutin geschickt, da sie Menschen sieht, die sonst anscheinend niemand bemerkt. Im Camp ist es ebenfalls nicht leicht für sie. Sie fühlt sich zunächst wie ein Fremdkörper und weiß nicht so wirklich, was sie dort zu suchen hat, da sie der festen Überzeugung ist, dass an ihr nichts unnormal ist. Allerdings wird dies im Laufe der Zeit besser und sie kann sich viel besser auf ihre Mitbewohnerinnen und die Campbewohner gewöhnen und einlassen. Ihre Mitbewohnerinnen Miranda und Della sind stellenweise ganz schön chaotisch und abweisend, wobei der letzte Punkt eher eine Fassade ist. Miranda ist eine Hexe und Della ein Vampir. Vor allem Della fand ich sehr interessant, weil sie nach außen hin oftmals hart, abweisend und sehr selbstbewusst wirkt, nach innen hin aber sehr verletzlich ist, da sie mit ihrer Familiensituation nicht besonders gut klar kommt.
Mit Derek und Lucas hat man seine männlichen Protagonisten gefunden, die unterschiedlicher nicht sein können. Lucas ist ein Werwolf, der bereits in jungen Jahren Kontakt zu Kylie hatte, jedoch schnell wieder aus ihrem Leben verschwunden ist. Durch sein Wesen wirkt er oftmals sehr bedrohlich, was er jedoch nicht wirklich ist. Derek wirkt dagegen recht brav, was er jedoch nicht unbedingt ist, da er als Fee Wesenszüge besitzt, die oftmals nicht unbedingt positiv auf andere wirken. Die Art und Weise, wie sie das Herz von Kylie erobern möchten, hat mir eher nicht gefallen, da es oftmals zu übertrieben dargestellt wurde.

Die Thematik ist sehr interessant. Zwar gibt es mit Vampiren, Werwölfen, Hexen und Feen die üblichen Verdächtigen, aber dennoch war hier etwas anders: Der Zusammenhalt im Camp. Während einige Wesen in den vielen Mythen nicht miteinander können, sieht man im Shadow Falls Camp sehr gut, wie alle versuchen, an einem Strang zu ziehen und sich gegenseitig zu respektieren. Die Feindschaften sind daher so gut wie nicht vorhanden, was für mich mal etwas völlig anderes war, aber dennoch zu überzeugen wusste.
Etwas gestört hat mich allerdings die ziemlich verzwickte Dreiecksbeziehung, die zu sehr an “House of Night” erinnert, da es dort stellenweise identisch vorging. Allgemein finde ich Dreiecksbeziehungen in diesem Alter sehr bedenklich, da es oftmals ein falsches Bild vermittelt.

Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut. Das Cover schimmert leicht und hat wunderschöne Farben, die perfekt miteinander harmonieren. Der leicht neblige Hintergrund und Kylie zwischen zwei Baumstämmen ist sehr gelungen und sorgt dafür, dass die Atmosphäre im Buch sehr gut wiedergegeben wird. Auch die Kurzbeschreibung weiß zu überzeugen und macht Lust auf mehr, allerdings hat es mich sehr gestört, dass bereits auf dem Buchdeckel auf das “House of Night” verwiesen wurde. Dies kann schnell Vorurteile schaffen, die das Buch definitiv nicht verdient hat.

Insgesamt konnte mich der erste Band der “Shadow Falls Camp”-Reihe überzeugen und bringt eine Menge Potential mit sich. Interessante Charaktere und eine spannende Handlung sorgen dafür, dass ich auch die weiteren Bände lesen möchte. Empfehlenswert!