Rezension

Sehr unrealistisch und ein Tanz auf dem Kitschdrahtseil

Wild Cards - Simone Elkeles

Wild Cards
von Simone Elkeles

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das neueste Buch von Simone Elkeles bietet ganz viel Schmachtpotenzial, ist handwerklich gut, aber eigentlich schon lächerlich unrealistisch

Ein bisschen tragischer Familienhintergrund für die beiden Hauptfiguren Derek und Ashtyn, die plötzlich zusammen wohnen, da Derek der Stiefsohn von Ashtyns Schwester ist. Ein Touch verbotene Liebe ("Hui, ich kann doch nicht was mit meiner heißen, gleichaltrigen Stieftante/mit meinem supergut aussehenden, Six-Pack-habenden Stiefneffen anfangen!"), ein Missverständnis beim ersten Kennenlernen, heftiger Funkenflug, ein Held, der die arme Ashtyn immer rettet, ein paar Komplexe bzw. Ängste vor dem Verlassenwerden, dazu eine ordentliche Portion Football - voilà, fertig ist das neue Buch von Simone Elkeles.

Wen es nicht stört, dass die Figuren, die angeblich ja ihre Fehler haben sollen, von denen man aber nichts sieht, in jeder Hinsicht perfekt sind und es eigentliche die ganze Zeit ein doch recht kitschiges Hin- und Hergeschmachte ist, wird dieses Buch lieben.

(Ashtyn ist das einzige Mädel in der Footballmannschaft ihrer High School, wird natürlich zum Quarterback gewählt und ist ebenfalls die einzige Vertreterin des weiblichen Geschlechts, das zu einem elitären nationalen Footballcamp eingeladen wurde. Derek ist nicht nur DER Footballnachwuchsstar schlechthin, den alle Colleges haben wollen, nein, er ist außerdem der einzige Erbe einer millionenschweren texanischen Familie, und natürlich ein absoluter Traumtyp und liebevoller Bruder und Sohn.)

Meiner Meinung nach handwerklich sehr gut gemacht von Elkeles und man kann es in einem Rutsch runter lesen, aber im Vergleich zu ihren anderen Büchern das schwächste. Mir sind die Figuren zu glatt, zu perfekt, und die Hürden, die das Paar zu überwinden hat, sind doch sehr konstruiert und von einem ganz anderem Kaliber als es zum Beispiel in der Perfect-Chemistry-Serie der Fall war. Ich bin mir sicher, das Buch wird ein voller Erfolg werden und ganz viele Fans finden, aber für mich war es doch enttäuschend zu sehen, wie Elkeles den amerikanischen Fairy-Tale-Markt bedient und all das, was ihre vorherigen Bücher für mich ausgemacht haben (insbesondere der Aspekt Latino-Hintergrund bzw. arm vs. reich, Überwinden von Vorurteilen etc.) hier aber auch so gar nicht mehr zu finden ist.

Fazit

Für absolute Herzschmerzschmachtkitschfans das ultimative Buch! Alle, die von Elkeles realistischen Figuren und dem langsamen Zueinanderfinden und Überwinden von Vorurteilen begeistert waren, ergeht hier eine ausdrückliche Warnung - Lesen auf eigene Gefahr!