Rezension

Sehr unterhaltsam und zu lang

Straße der Wunder - John Irving

Straße der Wunder
von John Irving

Bewertet mit 3.5 Sternen

Juan Diego und Lupe sind Geschwister, die auf der Mülldeponie im mexikanischen Ort Guerrero aufwachsen. Lupe kann die Gedanken von Menschen lesen, sich aber nicht in derselben Sprache wie diese unterhalten. Nur Juan Diego versteht, was sie sagt. Die Mutter der Kinder putzt die Kirche im Ort und arbeitet als Prostituierte. Doch Lupe sieht auch in die Zukunft und sieht einen Ausweg für Juan Diego.

Die Kinder wachsen auf der Müllkippe bei el chefe Rivera, vermutlich Juan Diegos Vater, auf. Dort sortieren sie Müll. Lupe findet Hündchen, zu denen sie sich sehr hingezogen fühlt, Juan Diego Bücher, mit denen er sich selbst das Lesen beibringt. Im Ort ist er als der Müllkippenleser bekannt. Eines Tages passiert ein Unglück, el chefe fährt Juan Diego an, der sich im Toten Winkel des kaputten Außenspiegels an Riveras Truck befand. Sein Fuß ist zerquetscht und steht seitdem ab. Er wird ein lebenlang humpeln.

Durch die Arbeit ihrer Mutter in der Kirche bekommen die Geschwister ein richtiges Dach überm Kopf und zwar im Kinderheim "El hago de los ninos perdidos". Ständig versuchen die Padres die Kinder vom katholischen Glauben zu überzeugen. Diese glauben allerdings nicht an die Jungfrau Maria und ihr mexikanisches Gegenstück Guadalupe, die schwarze Madonna. Sie hat den bösen Blick. Eines Tages bemerken die Kinder, dass die Statue der Guadalupe die Mutter mit dem bösen Blick anschaut, während sie dieser die Nase putzt. Plötzlich fällt die Mutter von der Leiter und mit ihr die Nase...

Die Padres machen sich Gedanken, was mit den Kindern geschehen soll. Nur der neue Padre Eduardo aus Iowa steht wirklich hinter den Kindern und wird ihr bester Freund. Schließlich sehen sie die Männer das Schicksal der Kinder im Zirkus, wo das Schicksal seinen Lauf für alle nimmt.

Die Geschichte wird jedoch achronologisch erzählt und so ist sie immer wieder von Erlebnissen des 54-jährigen Juan Diego unterbrochen, der nun berühmter amerikanischer Autor mit mexikanischer Herkunft ist. Auf seinem Flug lernt er eine Mutter und seine Tochter kennen, die ihn auf erotische Weise stark ansprechen. Dies scheint auch von der Einnahme seiner Tabletten, Betablocker und Viagra, beeinflusst zu werden. Denn er spielt mit der Medikamentation. So driftet er immer wieder in Träume und Sexabenteuer ab. 

Nach und nach erfährt man, wie Juan Diego zu dem wurde, wer er ist.

Das Buch ist sehr lang, oft auch langatmig. Jedoch immer unterhaltsam. Wundersame Dinge geschehen. Irving schreibt in der Manier des magischen Realismus, der sich oft in südamerikanischer Literatur finden lässt. Nie weiß man, wie viel Wahrheit wirklich in den Dingen steckt. Können Statuen belebt sein? Glauben Katholiken wirklich an die religiösen Wunder? Und nicht nur darum geht es. Auch die Geschichte von AIDS spielt eine Rolle, was auch öfter in südamerikanischer Literatur vorkommt. Alle Figuren sind Außenseiter und sind auf dem Weg, sich selbst zu finden.

Modern, magisch, unterhaltsam, sarkastisch, ironisch, zu tiefst berührend...