Rezension

Sehr unterhaltsame Stücke, mit unterschiedlichem Anspruch und Verständnis.

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« - Martin Schörle

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
von Martin Schörle

Meine Meinung

Allgemein

Wie der Titel schon sagt, handelt es sich in diesem Buch um zwei Theaterstücke. Es ist im Dialog und Monolog verfasst und behandelt zwei komplett unterschiedliche Themen. 
Im ersten Theaterstück „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ führt ein gestresster Beamter einen Monolog über sein Leben „hinter den Kulissen“. Die Geschehnisse, die für uns Laien, die nur urteilen, verborgen bleiben. Aber lasst gewarnt sein: Das Beamtentum scheint seelisch viel abzuverlangen! 
Im zweiten Theaterstück „Einladung zum Klassentreffen“ wird eine Bahnfahrt zu einem großem Miteinander und ein Mitfiebern des Lesers. 
Grob gesagt: In diesem Buch gibt es zwei Theaterstücke, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während das erste Stück ein einziger Monolog ist, über ein Thema, was wohl verständlicher ist, wenn man selbst in dem Beruf arbeitet, so ist das zweite Stück näher am Verständnis der Masse. 
Das erste Stück kam oft sehr trocken rüber und war nicht unbedingt an einem Stück lesbar. Ich brauchte meine Ruhe dafür, bei Ablenkung war ich direkt raus. Was das Stück interessant gemacht hat, war der sehr eigenwillige Humor, etwas trocken und etwas zweideutig. Es gab viele Stellen, an denen ich Lachen konnte. Wohl genauso viele Stellen, wie die, in die ich hineininterpretieren musste. Denn dazu lädt der Autor ein: Warum handelt der Beamte so? Welche Erfahrungen im Beamtenbereich ließen ihn in einem so emotionalen Wirrwarr zurück? 
Das zweite Stück war erfrischender zu Lesen. Ich brauchte nicht all meine Konzentration dafür und konnte es an einem Stück durchlesen. In diesem Stück war es nicht nur der Leser, der emotional mitgefiebert, gelacht, gebangt hat. Nein. Auch im Stück selbst gab es Zuschauer, mit denen man eng aneinander wächst, da sie genau dasselbe denken, wie man selbst. 
Beide Stücke hatten einen gewissen Anspruch und als Leser kamen mir immer wieder Bühnenbilder in den Kopf – angefixt durch des Autors Ideen. 
Um den Leser schneller an das Buch zu binden, hätte ich beide Stücke jedoch getauscht. 

Charaktere

Hans Fredenbek ist die Hauptperson im ersten Stück. In seinen Büroalltag vertieft, gibt es Dinge, die ihm sehr wichtig sind und über die er lange philosophieren kann. Er zeichnet genau das aus, was der Klappentext verspricht: Die Nahtstelle zwischen Slapstick und Tragik. Somit finde ich den Charakter gut getroffen. Er bringt einen zum Lachen und gibt tiefe Einblicke in die Abgründe der Bürowelt. 
Carsten und Marina verkörpern Mann und Frau ganz gut. Sie hat eine scharfe Zunge, während er versucht zu entschärfen. Auch hier gab es viel zu Lachen und ich hatte das Gefühl, dem Autor näher zu sein, als beim ersten Stück. 
Im zweiten Stück gibt es zudem Nebencharaktere, die wie die Kirsche auf der Sahne waren. Ab und zu warfen sie Kommentare ein, die meinen Gedanken als Leser sehr nahe kamen. 

Schreibstil & Sichtweise

Durch den Monolog/Dialog Aspekt, kann ich nur den Schreibstil der Gespräche werten. Im ersten Stück schien der Autor sich etwas gewählter auszudrücken. Es gab einige Worte, die beim Lesen sehr herausstechen, da man sie nicht allzu oft im alltäglichen Leben hört. Kennen sollte man sie jedoch alle und gestört hat es keinesfalls. 
Das zweite Stück lockerte alles etwas auf, hatte einen einfacheren, schnell lesbaren Schreibstil. 
Die Sichtweise ist dementsprechend die der Charaktere Fredenbek, Carsten und Marina. 

Cover & Titel

Das Cover ist auf das erste Stück abgestimmt. Es zeigt einen verdrießlich reinschauenden Beamten und sein Radiergummi auf dem Aktenkoffer. Der Hintergrund ist weiß und somit sehr schlicht. Auf das zweite Stück weist nichts hin. Es ist passend im Bezug auf das Buch, doch nicht besonders herausstechend. 
Die Titel treffen den Nagel auf den Kopf. Oder den Inhalt der Geschichte. 

Zitat

„Menschen sind wie Musikinstrumente. Ihre Resonanz hängt davon ab, wer sie berührt.“ 
– Seite 105 

Fazit

Sehr unterhaltsame Stücke, mit unterschiedlichem Anspruch und Verständnis. Definitiv wert gelesen zu werden.