Rezension

Sehr viel verschenktes Potential... Grund dafür: Die Charaktere.

Das Gewicht eines Pianos - Chris Cander

Das Gewicht eines Pianos
von Chris Cander

Worum geht es? 
Katya wächst in Russland der 1960er Jahre in bescheidenen Verhältnissen auf. Nacht für Nacht lauscht sie den Klängen des Blüthners ihres Nachbarns. Nach dem Tod des alten Mannes, erbt sie sein Klavier, welches ihre erste große Liebe wird. 
Clara arbeitet als Automechanikerin. Ihre Eltern sind, als sie klein war, bei einem Brand ums Leben gekommen. Die einzige Erinnerung an ihre Eltern ist das alte Blüthner. Obgleich sie es hasst, da sie keine Verbindung zur Musik hat, kann sie es einfach nicht loslassen... 
Ein halbes Jahrhundert trennt sie, doch die beiden Frauen sind auf tragische Weise miteinander verbunden.. 

Anfangs fand ich das Buch noch ganz gut. Die Idee hat mir gefallen und sie hatte viel Potential. Der Schreibstil war auch recht angenehm... Dennoch hat mir dieses Buch insgesamt nicht gefallen. 

Der Grund für diese schlechte Bewertung meinerseits ist ein ganz einfacher: Die Charaktere. 
Der Mittelteil des Buches war nur deshalb so schlecht, weil vorallem Clara sich, meiner Meinung nach, unglaublich nervig, anstrengend und lächerlich verhalten hat. Im Verlauf des Buches entscheidet sie sich dauernd um, sodass es ein durchgehendes hin und her zwischen „Nein, ich muss weitermachen“ und „Ok, ich höre jetzt endlich auf“ war. Irgendwann hatte ich nicht mehr die geringste Lust weiterzulesen. Dazu kam, dass Clara viele Dinge tat, die einfach nur kindisch und lächerlich waren. Sie war mir einfach irgendwann durch und durch unsympathisch und ich hatte nicht auch nur ein klein wenig „Mitleid“ für den Tod ihrer Eltern. 
Und dann ist da noch Katya... Bei ihr konnte ich mich lange nicht entscheiden, ob sie mir sympathisch ist oder ob ich sie nicht leiden kann. Meiner Meinung nach ist sie einfach nicht bereit etwas zu wagen oder sich durchzusetzen.. Gleichzeitig ist dort eine Leidenschaft für das Klavierspielen, die ich irgendwie bewundern könnte - jedoch scheint sie dieses über ihre Familie, insbesondere ihren Sohn zu stellen, und sieht lange Zeit keinen anderen Sinn im Leben mehr außer dieses Klavier zu spielen.

Während des ganzen Buches konnte ich nicht warmwerden mit den Charakteren und ihr Schicksal ließ mich weitesgehen kalt. Sie erscheinen mit außerdem zu oberflächlich. 

Und auch wenn man die Charaktere außen vorlässt, gab es eine so bedrückende und unangenehme Atmosphäre, dass das Buch mit lediglich deprimierte. 

Zu gute halten muss man der Autorin, dass sie die Schicksale der beiden Frauen gut, teils auch unerwartet, verknüpft hat und es zum Ende hin wieder etwas spannender wurde. 

Wäre ich nicht Teil einer Leserunde gewesen, hätte ich das Buch nach allerspätestens 200 Seiten abgebrochen. 
Insgesamt vergebe ich diesem Buch 2 bis 2,5 Sterne nur für die Idee, aber kann leider keine Leseempfehlung geben