Rezension

Sehr zäher Auftakt

Elvancor, Das Land jenseits der Zeit - Aileen P. Roberts

Elvancor, Das Land jenseits der Zeit
von Aileen P. Roberts

INHALT

Nach einem Autounfall, bei dem sie für ihren Freund gelogen hat, wird Lena dazu verdonnert, Sozialstunden zu leisten. Sie hasst das Leben in dem kleinen Kaff, sie hasst das Altenheim, in dem sie arbeitet, und sie hasst den Idioten, der sie betrogen hat, nachdem sie ihn gedeckt hatte. Eigentlich hasst Lena alles in ihrem Leben, der einzige Lichtblick ist Pfleger Timo, auf den sie ein Auge geworfen hat.

Zu den Senioren, die Lena betreut, gehört auch die sonderbare Frau Winter, die leidenschaftlich gerne Bilder malt, von einer Welt namens Elvancor. Immer öfter verbringt Lena ihre Abende bei ihr und lauscht ihren Geschichten über das Land jenseits der Zeit, ihren Freund Maredd und die bösen Rohakan. Als sie in einer Gewitternacht verstirbt, lernt Lena ihren Enkel Ragnar kennen - ein düsterer Junge, den alle im Heim nur den Weltuntergang nennen.

Beide - Ragnar und Lena - erhalten von Frau Winter einen seltsamen Brief, der sie auf Schatzsuche schickt. Sie sollen die Edelsteine von Elvancor finden. Lena sieht darin ihre große Chance, die Schulden bei ihren Eltern für das Auto abzubezahlen. Und ohne es zu wollen, kommen sich die beiden dabei immer näher...

MEINE MEINUNG

Elvancor - Das Land jenseits der Zeit ist der magische Auftakt zu Aileen P. Roberts neuer Fantasy-Reihe. Wir erhaschen einige wenige Einblicke in das zauberhafte Land Elvancor, sowohl durch Frau Winters Erzählungen wie auch durch ihre Gemälde. Viel erfahren wir im ersten Band jedoch nicht und einige Szenen bleiben sehr verwirrend. Bis zum Ende bleibt unklar, was die Rohakan vorhaben, was sie von Lena und Ragnar wollen und warum sie sie beobachten. Ich hoffe, dass dieses Rätsel im zweiten Band Elvancor - Das Reich der Schatten gelöst word.

Die Figuren sind schön ausgearbeitet. Angefangen bei der achtzehnjährigen Lena, die in einem Akt von Verliebtheit für ihren Freund gelogen hat. Sie wollte ihm helfen, seinen Job zu behalten und hat die Schuld auf sich genommen. Nun ist es an ihr, das Auto und das Fenster der Feuerwehr abzubezahlen und sie ist zurecht sauer, dass ihr Exfreund keinen Finger krumm macht und ihr nicht einmal dankt. Lena ist aufbrausend und temperamentvoll, sie lässt sich nicht gerne provozieren, bleibt aber in Gegenwart ihrer Eltern seltsam ruhig. Ihre Eltern sind die reinsten Glucken, überfürsorglich und stets sorgenvoll, ohne die nötige Herzlichkeit. Sie sind nachtragend und nicht fähig, zu verzeihen, immer und immer wieder machen sie Lena auf ihren Fehler aufmerksam, und sind nicht bereit, ihr wieder zu vertrauen. Es ist erstaunlich, dass Lena dabei nicht irgendwann an die Decke geht. Die einzig sympathische Figur in dem Haushalt ist, neben Lena, ihre Großmutter, die stets zur ihrer Enkelin zählt und als selbsternannte Kräuterhexe auch durchaus bereit ist, an der Übernatürliche zu glauben. Ragnar ist der typische geheimnisvolle, düstere Junge, wohlerzogen und trotzdem durch sein Aussehen der Schreck aller Eltern. Bei ihm hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, die ihn von anderen Bad Boys abgrenzt.

Der Plo war für meinen Geschmack sehr zäh. Es gibt viele Zeitsprünge - mal von ein paar Tagen, mal von mehreren Wochen - die zwar einerseits dafür sorgen, dass sich die verschiedenen Beziehungen in realistischer Geschwindigkeit entwickeln, andererseits aber auch einiges an Tempo nehmen. Die Schatzsuche zieht sich in die Länge, es gibt immer mal wieder Pausen und auch die Beziehung zwischen Lena und Ragnar scheint nicht wirklich voranzugehen. Über viele Dutzend Seiten hatte ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Erst gegen Ende, auf den letzten 50 Seiten, überschlägt sich die Handlung plötzlich und man kommt kaum noch mit. Die Geschichte bricht mittendrin ab, viele Fragen bleiben offen und man wartete auf den zweiten Band mit einem großen Fragezeichen im Kopf und der Hoffnung, dass es im Folgeband Antworten geben wird.

Zu der Idee kann ich leider noch nicht viel sagen, da Elvancor eine verhältnismäßig kleine Rolle spielt und wir als Leser fast nichts erfahren. Daher gibt es vorerst einen halben Punkt.

Fazit: ein etwas zäher Auftakt, der vorerst nur einen Hauch von Magie erahnen lässt und der den Leser gerne im Dunkeln lässt. Ich hoffe auf eine Verbesserung im zweiten Band.

3,5 von 5 Punkten

Cover 1 Punkt, Idee 1/2 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 1 Punkt, Sprache 1/2 Punkt

~*~ Goldmann ~*~ 448 Seiten ~*~ ISBN: 978-3442478767 ~*~ Broschiert ~*~ 12,99€ ~*~  18. März 2013 ~*~