Rezension

Sei mutig.

Das Glück an Regentagen - Marissa Stapley

Das Glück an Regentagen
von Marissa Stapley

          Inhalt:
"Vielleicht bleibt der Zauber des Flusses auch ein Geheimnis. Und das ist in Ordnung, manche Geheimnisse sollten besser geheim bleiben. Andere aber nicht und zu den schwierigsten Aufhaben im Leben gehört, die einen von den anderen zu unterscheiden" (S. 78)

Das Buch handelt von Mae und Ihrer Familie, von Familiengeheimnissen und Schicksalsschlägen.

Die Protagonistin Mae  ist zu Beginn des Buches sehr niedergeschlagen. Ihr Verlobter Peter hat sie an den Kopf eines Unternehmens gesetzt, dass lediglich ein Schnellballsystem betreibt und als die Sache auffliegt haut er einfach ab und lässt sie und seinen Hund zurück. Ohne Geld und ohne Plan für die Zukunft kehrt Mae daraufhin in das Summers Inn zu ihren Großeltern zurück. Doch dort warten viele neue und auch sehr alte Probleme auf sie.

Form und Stil:
Die Geschichte wird aus der Sicht vieler einzelner Personen in mehreren Zeitebenen erzählt. Unter anderem erhält man so einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Mae, Maes Mutter Virgina, Maes Großeltern Lilly und George sowie Maes Jugendfreund Gabriel. Diese Idee hat mir gut gefallen und war bei der Kürze des Buches eigentlich auch die einzige Möglichkeit dem Leser so viele Charaktere wenigstens ein bisschen näher zu bringen. Toll fand ich auch die Tipps von Vigrinias Mutter zu Beginn jedes Kapitels; für mich eine gelungene Auflockerung.

Leider, leider habe ich ansonsten viel zu bemängeln. So viel, dass es den Lesegenuss beeinflusst hat. Es beginnt mit der Trivialität von zu langen, zu verschachtelten Sätzen, bei denen ich zum Ende nicht mehr wusste, was der Anfang des Satzes enthielt. Nicht so schlimm wie bei Anna Karenina, aber durchaus den Lesefluss beeinträchtigend. Es geht weiter mit Übersetzungs- bzw. Lektoratsfehlern. Da war wirklich alles dabei, von vertauschten Personen, die sich mitten im Gespräch mit ihrem eigenen Namen ansprachen über Satzbau und Wortfehlern bis hin zu offensichtlich falschen oder doppelten Wörtern. Schließlich ist mir das Buch für die Geschichte auch einfach zu kurz. Es wurde für meinen Geschmack einfach zu viele Einzelheiten weggelassen. Ich habe es so leider nicht geschafft ein klares Bild von den Personen oder dem vermutlich wunderschönen Setting zu bekommen. Das ist einfach so schade, weil das Buch ansonsten so liebevoll gestaltet ist. Das Cover und auch die Innengestaltung des Buches hat mich so verzaubert. Ein bisschen mehr Drumherum und ein bisschen weniger Tempo bei den Schicksalsschlägen hätten der Geschichte aber wirklich gut getan.

Eigene Meinung:
Ich bin wirklich hin und hergerissen, wie ich dieses Buch bewerten soll. Auf der einen Seite haben mir einige Stellen und Ideen wirklich gut gefallen und es ist auch die eine oder andere Träne geflossen auf der anderen Seite war mir das Buch insgesamt ein bisschen zu wenig. Aus der Danksagung der Autorin (nebenbei bemerkt diese fand ich wirklich toll geschrieben) habe ich auch entnommen, dass das Buch eine Verarbeitung von persönlicher Geschichte ist. Vielleicht sind dadurch einige Stellen zu kurz und zu abgehakt geworden. Wirklich schade.

Leider bin ich deswegen auch mit den Charakteren nicht so ganz warm geworden. Insbesondere Mae selbst ist für mich so blass geblieben neben Ihrer unglaublich starken Mutter und ihrer - wenn auch nicht ganz gerechten - Großmutter. Überhaupt war das eine Geschichte der starken Frauen und schwachen Männer. Für mich wirkte es dadurch leider sehr konstruiert.

Die Geschichte insgesamt hat mir relativ gut gefallen. Allerdings waren mir persönlich die Schicksalsschläge, die Mae und Ihrer Familie widerfahren zu viele und diese auch zu unplausibel in ihren Wiederholungen. Der Einstieg in das Buch war so anders als der weitere Verlauf. Zu Beginn hatte man Gelegenheit langsam einzutauchen in Maes aktuelle Situation und die Gedanken von Gabe aber auch in die berührende Verzweiflung der offensichtlich erkrankten Lilly. Leider wurde das Buch so nicht fortgesetzt. Es fehlt einfach so viel. Ich möchte ungern spoilern aber zumindest eine Sache muss ich zur Erklärung benennen. Für mich endete die Geschichte mit Peter nie richtig, es gibt viel zu wenig Hintergründe das Gleiche gilt für Gabriels Vater Jonah. Da hat mir so viel gefehlt. Und warum ist es Mae egal, dass Bud einfach mit ihrem Großvater verschwindet? Das ist doch nicht plausibel.

Es tut dem Buch einfach nicht gut, dass einfach alle Wendungen urplötzlich und aus heiterem Himmel kommen. Dafür ist die Liebesgeschichte völlig vorhersehbar. Eine traurige Kombination. Ich muss es noch einmal sagen: Das ist so schade. Das hätte eine 5 Sterne Buch werden können.

Fazit:
Weil einige Stellen wirklich so schön geschrieben waren - insbesondere die Teile aus Lillys Sicht und die einer taffen starken Virginia - bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne.