Rezension

Seicht, jedoch nicht unproblematisch

Zwei wie Pech und Flitter -

Zwei wie Pech und Flitter
von David Pawn

Bewertet mit 2 Sternen

Zwei Frauen, die ihre Geschichte neu schreiben und einen Diebeszug planen, den es so noch nicht gegeben hat.

Die Märchen zu König Drosselbart und Frau Holle sind vielen bekannt, aber was wäre, wenn die Schilderung der Ereignisse wichtige Details auslässt? Und wie ergeht es denen, die bei den Erzählungen wenig wohlwollend wegkommen? Antworten hierauf findet ihr in „Zwei wie Pech und Flitter“, das vor Kurzem erschienen ist.

Ich würde sagen, dass der geplante Fokus klar auf der Unterhaltung lag. Probleme werden recht zügig überwunden und auf zu detaillierte Erklärungen verzichtet. Der Humor war nicht meiner, andere Bloggerinnen fanden ihn dafür ausgesprochen gut!

Womit ich mich hingegen wirklich schwergetan habe, waren einige für mich negativ konnotierte Bezeichnungen (z. B. Weib) als auch (Ab-)Wertungen, die für mein Empfinden konträr zu dem möglichen Empowerment – zwei Frauen mischen gemeinsam die Welt auf – stehen, z. B. die Verknüpfung von fehlender Würde und Prostitution („so weit war ich nicht gesunken“). Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum dieser Fingerzeig auf andere Frauen und ihre Entscheidungen eingebaut wurde. Auch das Männerbild war schwierig bzw. einseitig negativ.

Zusätzlich habe ich die Abschlussrede im Hinblick auf (Rede-)Freiheit als kritisch empfunden, denn zwischen alles oder gar nichts sagen dürfen, gibt es in meinen Augen Nuancen. Besonders problematisch habe ich z. B. folgende Äußerung erlebt, die sich am Ende des Buches an eine Person in der Menge richtet: „Du, du bist wahrhaftig dick. Das ist keine Beleidigung, das ist eine Tatsache. Du kannst mir jetzt sagen, dass du einfach gern isst und dich wohlfühlst, so wie du bist. Oder du kannst dir selbst sagen, dass deine Beine sich hin und wieder bei deinem Bauch beschweren, weil sie ihn schleppen müssen. Dann isst du vielleicht ein bisschen weniger und gehst öfter zu Fuß, statt in der Kutsche zu fahren. Manchmal müssen bittere Wahrheiten ausgesprochen werden.“ Ich gehe durchaus mit, dass eine offene Diskussion wichtig ist, aber niemand hat per se das Recht mich auf mein (vermeintlich niedriges oder hohes) Gewicht und mögliche Gründe anzusprechen – erst recht keine Person, die ich gar nicht näher kenne. Die gesamte Ausführung zu diesem Thema ist bei mir auf wenig Verständnis gestoßen.

Die Idee der Geschichte hat mich direkt angesprochen, konnte mich insgesamt jedoch nicht überzeugen. Das lag vor allem an meinen abweichenden Einstellungen, die für mein Empfinden fehlende Sensibilität beim Umgang mit verschiedenen ernsten Themen und der Tatsache, dass die Protagonistinnen in meinen Augen weder gleichgestellt waren noch eine tiefere Verbindung zueinander hatten.