Rezension

Seichte Liebesgeschichte…

Love factually - Penny Reid

Love factually
von Penny Reid

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seichte Liebesgeschichte mit zu wenig Spannung

Der Liebesroman „Love factually“ (Band 1 der Knitting in the City - Reihe) von Penny Reid ist am 6. April 2020 im Forever-Verlag erschienen und spielt in Chicago.

Es ist Janies Morris schwarzer Freitag. Erst betrügt sie ihr Freund und dann verliert sie auch noch ihren Job. Und dann muss sie auch noch der äußerst attraktive Security Quinn Sullivan aus dem Gebäude begleiten. Doch der eröffnet ihr völlig überraschend eine neue Möglichkeit. Vor Janie liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen neuen Erfahrungen und ihrem inneren Konflikt, ob sie Quinn vertrauen kann.

Einen Tag habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich am Ende etwas enttäuscht zurücklässt.

Das Cover gefällt mir sehr. Es passt prima zur Geschichte und ins Genre.

Der Klappentext hat mich auch direkt gepackt. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und vermittelt eine erste Lesestimmung. 

Janie ist eine junge Frau, die Architektur studiert hat und nun als Buchhalterin in der Firma des Vaters ihres Freundes arbeitet. Doch nachdem sie ihren Freund beim Fremdgehen erwischt hat und sich von ihm trennt, wird sie auch noch gekündigt. Janie ist am Boden zerstört, denn auch in die gemeinsame Wohnung kann sie nicht zurück. Doch Janie findet erstmal Unterschlupf bei ihrer Freundin Elizabeth und überraschend erhält sie auch ein neues Jobangebot. Doch sie hadert sehr viel mit sich. Janie ist ein große Frau und scheint dadurch ein gemindertes Selbstwertgefühl zu haben, nur leider denkt sie in der ersten Hälfte dieses Buches immerzu darüber nach. Janie hat außerdem die Besonderheit, dass sie ihr triviales Wissen zu bestimmten Themen loswerden muss. Anfangs fand ich das noch unterhaltsam, doch mit der Zeit hat es mich dann ehrlicherweise genervt, denn es hat mich jedes Mal aus der Handlung gerissen. Ich glaube, mit Janie sollte eine ganz besondere Hauptfigur geschaffen werden, die klischeefrei sein soll, doch hat die Figur nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Sie ist zwar auch aktiv, nimmt Hürden auf ihrem Weg zum Ziel und macht auch eine Entwicklung durch, doch konnte ich nicht richtig warm mit ihr werden. Meines Erachtens fehlt Janie etwas Tiefe. 

Auch Quinn konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Ihm fehlt für meinen Geschmack ebenfalls Tiefe und an einigen Stellen fiel es mir schwer, sein Verhalten nachzuvollziehen. Aber auch er ist aktiv und entwickelt sich über die Handlung. Insgesamt hatte ich aber einfach eine beeindruckendere männliche Hauptfigur erwartet.

Auch alle anderen Figuren mochte ich im Grunde. Besonders sympathisch war mir Elizabeth, aber in der Mädelsrunde war niemand, der mir nicht sympathisch war. Es hat Spßa gemacht, mit den Mädels Zeit zu verbringen und sie haben die Handlung ja auch ein Stück weit vorangebracht.

Die Handlung hat mir ebenfalls ein paar Schwierigkeiten bereitet. Ich hatte große Probleme in das Buch hineinzukommen und fand, dass sich die Geschichte bis ungefähr zur Hälfte sehr gezogen hat. Es war schon ein kleiner Kampf bis dahin zu lesen. Zum Glück wurde ich dann aber mit einer deutlich besseren und spannenderen zweiten Hälfte belohnt. Vieles ist trotzdem vorhersehbar. Und was dann für mich gar nicht ging, war, wie die Mädels „die Bösen“ überwältigt haben. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben, weil ich sonst spoilern müsste. Aber diese Szene kam einer Komödie gleich. Das ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Das Ende hat mir dann gut gefallen. Für mich war es genau richtig dosiert.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 28 längere Kapitel, die in der ICH-Form aus Janie’s Sicht im Präteritum geschrieben sind und ein Epilog aus Quinn’s Sicht. Das hat mir gut gefallen, weil man Janie in ihrem Denken und ihrem Verhalten gut nachvollziehen konnte. Das hätte ich mir so auch für Quinn gewünscht. 

Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen. Leider liest sich aber nicht alles locker und flüssig. Mich hat es sehr in meinem Lesefluss gestört, wenn Janie ihr Wissen runterbetet. Immer wenn ich gerade reingefunden hatte, war ich an diesen Stellen wieder raus. Die Dialoge haben mir ansonsten aber gut gefallen. Sie waren unterhaltsam und haben gut ins Genre und zu dieser Geschichte gepasst. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen fand ich auch gelungen, d.h. ich konnte mir alles gut vorstellen. Nur die emotionale Ebene hätte, wie ich finde, noch weiter ausgebaut werden können. Ich hätte gern mehr zwischen Janie und Quinn gespürt. Ganz besonders gefallen haben mir aber die Mädelsrunden. Die waren spaßig und authentisch und ich wäre gern dabei gewesen.

Mein Fazit nach 464 Seiten:

„Love factually“ zeigt, wie schnell man plötzlich ohne alles dastehen kann und wie wichtig es ist, gute Freunde zu haben, die einen dann unterstützen.

Wer einen seichten Liebesroman sucht, der in Chicago spielt und das Thema „Vertrauen“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (3,5/5 Sternen), weil die Geschichte wirklich gut und interessant und ab der zweiten Hälfte auch sehr unterhaltsam ist. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab, weil den Figuren meines Erachtens Tiefe fehlt, ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab für die fehlende Spannung in der ersten Hälfte des Buches und noch ein halbes Sternchen ziehe ich ab, weil bei der Darstellung der emotionalen Ebene viel Potenzial verschenkt wurde. Das ist aber eben nur mein persönlicher Geschmack.

Insgesamt ist es trotzdem ein gelungener Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Penny Reid für diese Geschichte und Peter Groth für die Übersetzung.