Rezension

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Seichte Romanze ohne jeglichen Tiefgang

Geheilte Herzen - Melissa Foster

Geheilte Herzen
von Melissa Foster

Bewertet mit 0.5 Sternen

Wo soll ich beginnen... Es fällt mir wirklich schwer, eine derart negative Bewertung zu einem Werk zu schreiben - man möchte schließlich niemanden kränken und sicherlich stecken in diesem Buch, wie in jedem Werk, viele Arbeitsstunden. Dennoch war ich entsetzt über die unsagbar flachen Dialoge, die beinahe nicht existente Handlung und die permanenten Wiederholungen identischer Gedankengänge und Phantasien. Es soll um junge Erwachsene (unter Anderem sogar um einen Kriegshelden) gehen, allerdings liest sich das Werk vielmehr wie eine pubertär-angehauchte Groschenromanze. Vielleicht liegt es an mir, vielleicht hatte ich zu viel erwartet? Ich kannte bisher keine Werke der Autorin und versprach mir eine Familiengeschichte mit tiefgründigen Charakteren und einer aufkeimenden Romanze, eventuell ein wenig Army-Background - nicht lechzende Begierde in Dauerschleife.

Die vielen Namen der Großfamilie machen den Lesestart für neue Leser/innen dieser Reihe anfangs etwas schwierig, man kommt aber rein mit der Zeit. Viele der kurz angeführten Nebencharaktere wirken vielsprechend und würden jede Menge Potential für eine deutlich originellere Geschichte bieten, erhalten hier jedoch keinen Raum, sich zu entfalten.

Der Schreibstil ist flüssig, allerdings stark abschweifend - man hat permanent das Gefühl, dass absolut nichts vorangeht mit der Handlung. Der Einstieg in die Geschichte ist so holprig, dass man weder die Figuren wirklich kennen- und mögen lernen kann, noch dass eine "Basis" für die daraufhin postwendend einsetzenden Liebesbeteuerungen (womit ich vielleicht noch hätte leben können) und wollüstigen Szenen geschaffen wird. Jahrelang haben sich die zwei Hauptfiguren nicht gesehen, haben sich teilweise nicht einmal selbst ihre Gefühle für den Anderen eingestehen wollen - und noch am Tag des Wiedersehens (!) fallen bereits Bekenntnisse wie "[...] Ich möchte fühlen, wie du unter mir zerfließt vor Lust.[...]". Jedem das Seine; anspruchsvolle Literatur sieht für mich anders aus.

Der weibliche Hauptcharakter, Jewel Fisher, wird abwechselnd als unsichere, in Liebesdingen unerfahrene, junge Frau und dann wieder als flirthungriges, neckendes Girlie, das lüstern um Nates Aufmerksamkeit bettelt, beschrieben. Einerseits wird sie als furchtbar erwachsen für ihr Alter dargestellt, da sie verantwortungsbewusst den Familienhaushalt managt und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmert, um die Mutter zu entlasten, andererseits reagiert sie auf eine - zugegebenermaßen verstörende - Offenbarung mehr als unreif. In meinen Augen wirkt Jewels Charakter schlichtweg widersprüchlich und nicht glaubwürdig.

Zum Cover kann ich nur sagen, dass es Geschmackssache ist und meine Meinung daher nur als Randbemerkung verstanden werden sollte; die Abbildung zeigt ein verliebtes Pärchen, das turtelnd auf einer Almwiese sitzt. Prinzipiell bevorzuge ich Cover ohne echte Fotos, weil ich mir die Figuren lieber selbst vorstelle. Insgesamt wirkt es recht herzlos zusammengestückelt und nicht hochwertig auf mich, was unter Anderem an der seltsam ausgerichteten Position des Buch- und Untertitels sowie dem Fehlen jeglicher Hochglanzprägung liegen mag.

Fazit: Selten habe ich mich so dermaßen zwingen müssen, ein Buch überhaupt bis zum Ende zu lesen. Langatmig, nicht authentisch, oberflächlich. Ich vergebe 1 von 5 Sternen für exakt eine kurze, rührende Szene sowie für die restliche grammatikalisch korrekte Aneinanderreihung von Sätzen. Wem kann ich diese Geschichte empfehlen? Eventuell Fans von seeeehr seichter Unterhaltung. Aber ehrlich gesagt: es gibt so viele wundervolle Bücher auf dieser Welt, dass ich eher insgesamt zu einem anderen Werk raten würde.